Tell all the truth but tell it slant
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„I have no life but this – to lead it here –“ Emily Dickinson (geboren 1830 in Amherst, Massachusetts, gestorben 1886 ebenda)
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„I have no life but this – to lead it here –“
Emily Dickinson (geboren 1830 in Amherst, Massachusetts, gestorben 1886 ebenda) ist zweifellos eine der bedeutendsten englischsprachigen Dichter:innen, obwohl zu ihren Lebzeiten lediglich zehn der fast 1800 Gedichte in Zeitschriften erschienen. Einer Veröffentlichung stand sie selbst zunehmend skep- tisch gegenüber („Publication – is the Auction / Of the Mind of Man“), sodass erst 1890, vier Jahre nach ihrem Tod und unter erheblichen Eingriffen der Herausgeber:innen, ein erster Gedichtband erschien, der ein großer Publikumserfolg wurde. Eine Leserschaft hatte Dickinson jedoch schon zuvor: Ihre Gedichte waren Bestandteil der intensiven Briefkontakte, die sie mit zahlreichen Bekannten pflegte. Entgegen der Mythologisierung als sozialphobe Eremitin war Dickinson auf dem Laufenden über aktuelle Literatur und Geschehnisse, auch wenn sie ab den 1860ern mehr und mehr zurückgezogen im „Homestead“ ihrer Familie lebte. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–65) entstanden mehr als die Hälfte ihrer Gedichte, in denen vom Krieg jedoch nur selten die Rede ist. Vielmehr speist sich das Bildrepertoire aus Natur, Wissenschaft und Technik und verhandelt in oft antithetischer, mehrdeutiger Struktur existentielle Grundfragen, denen Dickinson abseits der religiösen Erweckungsbewegungen ihrer Zeit nachging. Dickinsons favorisierte Form ist die hymnische Strophe, die sie durch musikalische, syntaktisch raffinierte Verse, unreine Reime, eigenwillige Orthografie und Zeichensetzung aufbricht. Bekannt ist sie für ihre Dashes (Gedankenstriche), die die Verse immer wieder verlangsamen. Den Kern ihrer Poetik bildet das „schräge“ Sprechen, das Umkreisen oder Negativdefinieren von Konzepten und Begriffen, um sich ihnen allmählich anzunähern: „Tell all the truth but tell it slant – / Success in Circuit lies […] The Truth must dazzle gradually / Or every man be blind – “.
Im Anschluss an Lesung und Gespräch präsentiert die portugiesische Sängerin und Schauspielerin Mia Tomé zusammen mit Pianistin Clara Lacerda Vertonungen von Emily Dickinsons Gedichten, die in diesem Jahr auf dem Album Há um Herbário no Deserto erschienen sind – im englischen Original und in portugiesischer Übersetzung von Ana Luísa Amaral.
Die Veranstaltung wird englisch-deutsch gedolmetscht. Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen
In Lesung & Gespräch Mirko Bonné, Ryan Ruby, Donna Stonecipher
Musik Mia Tomé & Clara Lacerda
Moderation Uljana Wolf
- Eintritt:8/5 €
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