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Augenscheinlich vermehren sich gegenwärtig wieder die Diskurse ums Opfer. Das ist freilich keine gänzlich neue Entwicklung. Tatsächlich wurzeln sie nicht unbeträchtlich in den ästhetischen Entwicklungen
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Augenscheinlich vermehren sich gegenwärtig wieder die Diskurse ums Opfer. Das ist freilich keine gänzlich neue Entwicklung. Tatsächlich wurzeln sie nicht unbeträchtlich in den ästhetischen Entwicklungen der kulturellen Moderne zwischen 1760 und 1850. Im Drama wird das Sacrificium, das das Opfer ursprünglich gewesen ist, in eine Victima transformiert, oder genauer: Es wird die unschuldige Victima zum Sacrificiumgeadelt. Und das nicht zuletzt, indem jetzt das Drama die tragische Position geschlechtlich codiert: Die dramatische Erfolgsgattung schlechthin, das bürgerliche Trauerspiel, überformt die tragische Position geschlechteranthropologisch, das kulturelle Kapital der empathischen Identifikation wird vornehmlich für das weibliche Opfer mobilisiert. Komplementär nimmt männliche Täterschaft die antagonistische Position ein. Es war insbesondere Lessing, der die Position der tragischen Heldin genderbezogen codiert und sie einer metapoetischen Reflexion unterzogen hat.
Das bürgerliche Trauerspiel popularisiert das gendercodierte Opferschema. Bald feiert es ähnlich oder kontrastiv auch auf der Opernbühne Erfolge, im Don Giovanni über die Norma und Lucia bis hin zum Musikdrama Wagners. Alsbald wird es von der jungen Gattung Roman, in Erzählungen und in der Romantheorie prestigeträchtig adaptiert, ablesbar an den allfälligen Verweisen auf Lessings Emilia Galotti als Intertext bei Blanckenburg, im Werther, in Lenz‘ Zerbino oder in Tiecks William Lovell. Die Marquise von O…., die Wahlverwandtschaften, Flaubert und Fontane beobachten die Gattungsgrenze zum Drama auf erzählerische Weise: Sowohl Emma Bovary als auch Effi Briest zelebrieren ihr Sterben in opferkultischen bzw. opfersemantischen Kontexten. Paradigmatisch führen sie die lange Liste prosaischer Distanzierungen von der Theatralität des Opfers im 19. Jahrhundert an. Zeichnen sich hier die Konturen einer Kritik der literarischen Viktimologie ab? Was geschieht mit der von Lessing mitbegründeten ästhetischen Opferpolitik, wenn die so überaus effektive Konstellation von Opfer und Drama narrativ in den Blick genommen wird?
Jedenfalls zieht der Nexus zwischen Opferdramaturgie und Geschlecht weite Kreise durch die Prosa Bernhard Kellermanns, Ingeborg Bachmanns, Fritz Zorns, Bernward Vespers hindurch bis in die Gegenwart hinein, bis zu Michel Houellebecq, Jonas Lüscher, Anke Stelling oder Olga Tokarczuk. Hatte sich mit dem bürgerlichen Trauerspiel das weibliche Opferprivileg als dramaturgische Konstellation und als „Narrativ“ etabliert, viktimologisch wie sakrifiziell, gilt es zu fragen, was sich verändert haben könnte. Hinsichtlich des Dispositivs, hinsichtlich der Verteilung auf die Geschlechter, hinsichtlich von Opferpolitik, von Opferkritik und der Kritik der Opferkritik und darüber hinaus.
Workshop-Programm
Freitag, 03. Februar 2023
14:00 Begrüßung
14:10 Prof. Dr. Uwe Steiner (FernUniversität in Hagen): „Lächerliches Unheil”. Vom Opfer im Drama zum Opfer in der Prosa. Zur Einführung (öffentlich)
15:10 Manusch Rimkus, M.A. (FernUniversität in Hagen): Geschlechterinversionen in Ludwig Tiecks Novelle Eigensinn und Laune
16:20 Dr. Malte Kleinwort (Ruhr-Universität Bochum): Aus der Opferrolle in den (vermeintlich) passiven Widerstand – Heinrich von Kleists Die Marquise von O…
17:00 Dr. Elke Kalb (FernUniversität in Hagen): Fontanes Arbeit am weiblichen Opfermythos oder die Darstellung weiblicher Widerstände gegen männliche Opferzumutungen
17:50 Dr. Wim Peeters (FernUniversität in Hagen): Die Opfer des selbstrationalisierten „großen Mannes“ – Bernhard Kellermanns Der Tunnel(1913)
19:30 Gemeinsames Abendessen im Restaurant Lubitsch
Samstag, 04. Februar 2023
10:00 Prof. Dr. Barbara Vinken (Ludwig-Maximilians-Universität München): Keynote: Das glückselige Opfer – Norma. Das tragische Opfer – Carmen (öffentlich)
11:50 Prof. Dr. Kentaro Kawashima (Keio University Tokyo): Ingeborg Bachmanns Me Too? – Über die Erzählung Undine geht
12:30 Diego León-Villagrá, M.A. (Freie Universität Berlin): „Jeder Mensch sollte gleich bei Geburt eine Rente bekommen […] denn er ist ein Opfer.“ Maskuline Opferdramaturgie in Fritz Zorns Mars und Bernward Vespers Die Reise (1977)
13:10–14:10 Mittagslunch im Campus Berlin
14:10 Sören Görlich, M.Ed. (Martin-Luther-Universität Halle): Blockierte Opferschaft: Unsichtbare Märtyrer einer bedrohten Männlichkeit in den Romanen von Michel Houellebecq (Les particules élémentaires, Sérotonine) und Jonas Lüscher (Kraft)
14:50 Simon Schoch, M.A. (New York University): Zum Opfer stilisiert. Klasse und Geschlecht in Anke Stellings Roman Schäfchen im Trockenen
15:50 Dr. Karolina Sidowska / Dr. Monika Wąsik-Linder (Universität Lodz): Verdrängte Weiblichkeit schlägt zurück – Geschlechterrelationen in Empuzjon (2022) von Olga Tokarczuk
16:30 Prof. Dr. Kanichiro Omiya (Keio University Tokyo): Coda: Begnadete Helden oder ausgebliebene Opfer. Candide, Egmont, Prinz von Homburg und der Offizier in der Strafkolonie zwischen Rettung und Entehrung des Opfers (öffentlich)
17:30 Abschluss
An den öffentlichen Vorträgen Interessierte dürfen sich gerne bei Anna Maria Spener melden (anna-maria.spener@fernuni-hagen.de), um die Zoom-Zugangsdaten zu erhalten.
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Zeit
3 (Freitag) 14:00 - 4 (Samstag) 18:00
Campus Berlin – Fernuniversität HagenKurfürstendamm 21, 10719 Berlin