Katrin Köppert
Details
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Prompting Fascism. Medien/Theorien des neuen Faschismus“ Organisiert von Katrin Köppert Medientheater, Georgenstr. 47, Humboldt-Universität zu Berlin
Details
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Prompting Fascism. Medien/Theorien des neuen Faschismus“
Organisiert von Katrin Köppert
Medientheater, Georgenstr. 47, Humboldt-Universität zu Berlin
In Kooperation mit DFG Forschungsnetzwerk „Gender, Medien und Affekt“
Faschisierung ist zunehmend globale Realität und auch in der medialen Auseinandersetzung allgegenwärtig. Immer öfter wird nicht mehr nur von Populismus und Autoritarismus gesprochen, sondern eben von der Bewegung und Ideologie, an dessen Ende nicht nur die Zerstörung des politischen Gegners steht, sondern – im Zuge der von rechts forcierten Leugnung von Klimawandel – des Lebens ganz generell. Mit diesem neuen Faschismus – so scheint es – sind wir aufgefordert, zu verstehen, dass der Kapitalismus vom Tod lebt und der Mensch von der Lust an seinem Untergang (Gandesha 2020). Was sind die affektiven Bedingungen und soziomedialen Verhältnisse, die Faschismus haben virulent und zum Milieu werden lassen, sodass der Eindruck entsteht, es gäbe einen Prompt, also eine Anweisung, die Welt dem Niedergang zu weihen?
Sofern ein Prompt nicht nur eine Anweisung ist, die einer Künstlichen Intelligenz gegeben wird, um eine bestimmte Ausgabe zu erzeugen, sondern der Wunsch, etwas anzuregen, stellt sich die Frage nach dem Begehren. Unter dem Stichwort „Prompting Fascism“ widmet sich die Ringvorlesung der Frage, welche affektiven Bedingungen die Eingabe motivieren, deren Ausgabe Faschismus ist.
Der Prompt dient dabei jedoch nicht nur als Denkfigur. Er verweist direkt darauf, inwiefern der neue Faschismus in der Logik generativer Technologien verstanden werden kann, deren Merkmal die Absenz von Menschen bzw. die Dehumanisierung durch zum Beispiel die Entwertung menschlicher Arbeit ist, insbesondere entlang der Achsen Geschlecht, Race, Klasse und Ability (Watkins 2025). KI wird daher als Medium des Faschismus im Fokus der Vorlesung stehen. Wenn KI dabei als mediales Verhältnis betrachtet wird, das den Menschen bzw. die menschliche Arbeit wie auch Klimagerechtigkeit für verzichtbar erklärt, gerät wiederum der Prompt und das sich mit dem Prompt vermittelnde Begehren nach KI und deren Ausgabe kritisch in den Blick.
KATRIN KÖPPERT: PRÄEMPTIVER FASCHISMUS. KI ALS MEDIENTHEORIE DER FASCHISIERUNG?
Nach Alberto Toscano (2023) stellt Faschismus unter dem Brennglas der Kategorie race ein Set repressiver Taktiken innerhalb demokratischer Systeme dar, zu dem unter anderem karzerale (einsperrende) Gewalt gehört. Diese Gewalt reagiert weniger auf die Wahrscheinlichkeit oder Aktualität einer Bedrohung, sondern die pure Möglichkeit ihres Eintreffens. Unter dem Begriff des präemptiven Faschismus greift der Vortrag die Logik der realitätsstrukturierenden Antizipation von Gefahr auf und diskutiert Faschismus im medialen Verhältnis prädiktiver Operationen korrelationsbasierter Komputation. Damit steht die Frage im Zusammenhang, inwiefern Komputation bzw. Künstliche Intelligenz eine geeignete technologische Infrastruktur für Faschismus darstellt und ob KI bei der Theoriebildung neuer Faschismen hilfreich sein kann.
Prof.*in Dr.*in Katrin Köppert ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin. Sie vertritt derzeit die Professur für Medientheorie und ist Juniorprofessor*in für Kunstgeschichte/populäre Kulturen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Sie ist die Ko-Leitung des VW-Forschungsprojekts „Digital Blackface. Rassisisierte Affektmuster des Digitalen“ und des DFG-Forschungsnetzwerks „Gender, Medien und Affekt“.
