Arendt und Adorno. Eine Feindschaftsbeziehung?

Mo04Nov17:00Mo18:30Arendt und Adorno. Eine Feindschaftsbeziehung?LfB SchoolVeranstaltungsartWorkshop

Arendt und Adorno LfB School

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Seminarleitung: Dr. Eva von Redecker

Als eine „abscheuliche Gesellschaft“ bezeichnete Arendt einmal die Frankfurter Schule: der Marxist Adorno käme ihr nicht ins Haus. Adorno selbst nannte sie deshalb ein „altes Waschweib“. Die persönliche Feindschaft zwischen Arendt und Adorno ist an unzähligen Stellen belegt. Philosophisch werden die beiden AutorInnen jedoch tatsächlich kaum gegeneinander rezipiert. Nicht nur ihre Lebensgeschichten weisen weitreichende Überschneidungen auf — als Juden wurden sie durch das NS Regime verfolgt, beide flohen ins Exil in die USA und zählten zu den bedeutendsten Intellektuellen der Nachkriegszeit. Darüber hinaus scheinen ihre Problemstellungen genauso wie die Art und Weise ihrer Problematisierung nahezu identisch zu sein: lediglich aus einer radikalen Fundamentalkritik moderner Verhältnisse ließen sich totalitäre Herrschaft, Antisemitismus und faschistische Propaganda analysieren. Auschwitz sei weder als ‚Betriebsunfall’ der Aufklärung zu verstehen noch als ‚Rückfall’ in vor-moderne Zeiten: die gesellschaftlichen Grundlagen des organisierten Massenmordes bestünden auch in liberaldemokratischen Regimen fort. Auch deshalb verbindet beide ein unnachgiebiges Plädoyer zu zivilem Ungehorsam und Widerstand—doch warum ignorierten sich die beiden AutorInnen in ihren Schriften völlig? Gibt es dafür tatsächlich auch genuin theoretische Gründe, die Adornos und Arendts gegenseitige Abscheu erklären könnte?

Um Anmeldung unter campus@lfbrecht.de wird gebeten. Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt. Nähere Informationen erfolgen nach Anmeldung.

Termine: Montag 4.11., 11.11., 18.11.
17:00 – 18:30 Uhr, Einlass ab 16:30 Uhr

Wir freuen uns auf Euer Kommen!

ÜBER DIE SEMINARREIHE:

Mit der lfb school bietet das Literaturforum im Brecht-Haus ab November 2019 ein Seminarprogramm mit wechselnden Seminarleiter*innen an. Es geht darum, Texte zu lesen und Themen zu diskutieren, für die an der Universität aus unterschiedlichen Gründen kein Raum ist. Vielleicht, weil die Texte nicht kanonisch genug sind, die Fragestellungen zu spekulativ. Wir möchten die Textarbeit um eine Dramatik bereichern, die die Universität ihr schon aus rein institutionellen Gründen verweigern muss. Das bedeutet auch, Fragen zu stellen, die so vielleicht noch nicht gestellt worden sind, zu denen wir selbst noch keine Antworten haben und die ein gewisses Konfliktpotential in sich tragen. Um es mit Gilles Deleuze zu sagen: „Das hat nichts mit Diskussionsveranstaltungen zu tun. Das ist wie ein Forschungslaboratorium: Eine Veranstaltung macht man über etwas, das man sucht und nicht über etwas, das man weiß.“ Letztendlich sind es ungelöste Probleme, die das Seminarprogramm motiviert haben.

Konzipiert und organisiert von Johen Shmon.

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Literaturforum im Brecht-HausChausseestraße 125, 10115 Berlin