Bernhard Stricker
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Im Zentrum der ethnographischen Texte von Jean Paulhan (1884-1968), dessen Ruhm heute vor allem auf seiner Bedeutung als langjähriger Redakteur der Nouvelle Revue Française beruht, stehen die hain-teny,
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Im Zentrum der ethnographischen Texte von Jean Paulhan (1884-1968), dessen Ruhm heute vor allem auf seiner Bedeutung als langjähriger Redakteur der Nouvelle Revue Française beruht, stehen die hain-teny, eine Form der madagassischen Volkspoesie, mit der Paulhan im Zuge seines dreijährigen Aufenthalts als Lehrer auf Madagaskar (1908-1910) in Berührung kommt. Die Entdeckung dieser mit Sprichwörtern (ohabolana) verwobenen oralen Dichtung wird für Paulhan zum Anlass einer über 30 Jahre hinweg andauernden Reflexion poetologischer Fragen, die den französischen Avantgarde-Bewegungen wesentliche Impulse vermittelt und schließlich in Paulhans Wiederentdeckung der Rhetorik in seinem theoriegeschichtlich bedeutsamen Essay Die Blumen von Tarbes oder der Terror in der Literatur (1936/41) mündet. Der Vortrag leitet Paulhans kritische Revision des literarischen Stellenwerts von ›Gemeinplätzen‹ von seinen Beobachtungen darüber her, wie diese in der madagassischen Spruchdichtung als Mittel der Aushandlung von Konflikten funktionieren.
DOR 24
Raum 1.201
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Zeit
14. April 2025 18:00 - 20:00(GMT+02:00)