Burning Futures. On Ecologies of Existence
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Mit Marcela Vecchione, Franco Berardi Bifo und Antonia Majaca / Moderation: Maximilian Haas und Margarita Tsomou Die Katastrophen, die sich mit Klimawandel, Artensterben, Verschmutzung von Boden, Luft und Wasser usw. vor
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Mit Marcela Vecchione, Franco Berardi Bifo und Antonia Majaca / Moderation: Maximilian Haas und Margarita Tsomou
Die Katastrophen, die sich mit Klimawandel, Artensterben, Verschmutzung von Boden, Luft und Wasser usw. vor uns auftürmen, sind ebenso real wie unbegreiflich. Viele Wissenschaftler*innen argumentieren, dass die Zerstörung unaufhaltsam ist. Wie gehen wir damit um, dass es zu spät ist? Was hieße es, vom Ende her zu denken, um mit der kommenden Katastrophe umzugehen? Tatsache ist, dass die Lebens- und Produktionsweisen des Globalen Nordens auch ökologisch nicht mehr tragbar sind und sich die Probleme von Rassismus, Kolonialismus, Patriarchat und Klassengesellschaft dadurch nur noch weiter verschärfen werden. Der Psychoanalytiker Félix Guattari schrieb schon 1989 in seinem Essay “Die drei Ökologien”, dass die Fragen von Subjektivität, sozialen Beziehungen und Umwelt nur gemeinsam behandelt werden können. Die neue Diskursreihe des HAU thematisiert diese Zusammenhänge, zwischen konkreten Umweltkämpfen und spekulativen Theorieentwürfen, für zukünftige Ökologien der Existenz.
In der ersten Veranstaltung am 4. November “#1 Facing Extinction” werden Marcela Vecchione, Professorin am Institut für Advanced Amazonian Studies im brasilianischen Amazonas, der Kapitalismuskritiker und Theoretiker des italienischen Postoperaismo Franco Berardi Bifo, sowie die feministische Theoretikerin Antonia Majaca (IZK, Universität Graz) über die subjektive und gesellschaftliche Konfrontation mit dem Aussterben diskutieren.
Bisher haben wir Zukunft immer mit Expansion und Wachstum gleichgesetzt, so Franco Berardi Bifo. Jetzt, vor dem Hintergrund der Erschöpfung natürlicher Ressourcen, verschwinden die Fortschritts-Projektionen auf die Zukunft. Am Horizont der beschleunigten Welt lauert sogar das Massenaussterben, so Bifo. Was würde es heißen, dieses Sterben, die Stagnation, die Erschöpfung des Capitalocene, als Chance für die Zukunft wahrzunehmen?
Die Katastrophe hat je nach Perspektive viele Gesichter und Geschwindigkeiten. Für viele Individuen und Arten hatte sie bereits fatale Folgen. Von wessen Aussterben sprechen wir also eigentlich? Marcela Vecchione, dessen Lehrstuhl und Forschungsinstitut mitten im Amazonas-Wald verortet ist, wird indigene und antikoloniale Perspektiven auf ein Aussterben vorstellen, das im Amazonas schon lange Realität ist, und dies mit westlichen Anthropozän-Diskursen und dem Rechtsautoritarismus in Brasilien in Zusammenhang stellen. Schließlich wird Antonia Majaca über die Gender-Dimension von Natur und Technologie sprechen und eine planetarische Perspektive auf die Zukunft werfen: Wie lernen wir, mit dem Aussterben zu leben, und wie transformieren wir unsere Wachstumserwartungen? Wie zusammen leben und sterben?
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Zeit
4. November 2019 19:00 - 20:30(GMT+02:00)