Das „Jetzt“ der Handschrift?
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Dort, wo anderen Disziplinen Daten oder Gegenstände zugrunde liegen, arbeitet dieLiteraturwissenschaft mit Texten. Sie sind die faktische Grundlage, an die jede
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Dort, wo anderen Disziplinen Daten oder Gegenstände zugrunde liegen, arbeitet die
Literaturwissenschaft mit Texten.
Sie sind die faktische Grundlage, an die jede Argumentation rückgebunden ist. Und doch geht jedem Text ein Schreibakt voraus, deren Erzeugnisse unabhängig vom Text befragbar werden. Als ein solches Erzeugnis tritt die Handschrift nicht nur kausal und temporär hinter den Text zurück, indem sie ihn bedingt. Sie zeitigt auch materielle und temporale Differenzen. So ist die Handschrift, anders als der frei zirkurlierbare Text, unablösbar an ihren materiellen Träger gebunden. Darüber hinaus stellt sie einen potenziell diachronen Ort dar, der mehrere Schriftstufen auf einem Blatt koinzidieren lassen kann. Diese innere Zeitlichkeit kann sich durch Ansätze, Abbrüche, Durchstreichungen oder Überschreibungen formieren. Dazu tritt die potenzielle Bedeutsamkeit von vermeintlichen Notizen, Kommentaren, Nachbartexten, Kritzeleien, Beschädigungen usw., welche die Handschrift versammeln kann. Diese temporale und materielle Unentscheidbarkeit provoziert immer auch die Frage, was in den hergestellten Text miteingeht und was aus ihm ausgeschlossen wird. Seit der Wiederentdeckung Hölderlins Werks Anfang des 20. Jahrhunderts waren seine Handschriften immer wieder Gegenstand philologischer Debatten in unterschiedlichen intellektuellen Kontexten. Die Exploration von Zeitlichkeit und Artikulationsmodi des
materiellen Textes bergen insbesondere im Kontext der ideologisch überformten Rezeptionsgeschichte von Hölderlins Werk ein widerständiges Potential, insofern sie vor das Moment des Urteilens, d.h. der ‚Entscheidung‘ für einen Text zurückgehen und dieses befragbar machen.
In dem Workshop wollen wir gemeinsam durch die exemplarische Arbeit an Manuskripten Hölderlins die Frage nach einem »Jetzt« der Handschrift adressieren.
Der Workshop soll dabei Studierenden und Nachwuchswissenschaftler:innen die Möglichkeit bieten, sich dem Arbeiten mit Handschriften konzeptionell und methodisch anzunähern. PD Dr. Felix Christen (Heidelberg), der sich als Hölderlin-Forscher in Fragen der Editionsphilologie und der Zeitlichkeit der Lektüre profiliert hat, wird den Workshop als Gast begleiten.
Programm
Montag, 7.10.2024
14:00 Begrüßung
Einführung in das Arbeiten mit Hölderlins Handschriften
14:30-16:30
Slot 1
16:30-16:46
Kaffeepause
16:45-18:45
Slot 2
19:00
Gemeinsames AbendessenDienstag, 8.10.2024
9:00-11:00
Slot 3
11:00-11:30
Kaffeepause
11:30-13:30
Slot 4
13:30-14:30
Lunch
14:30-16:15
Slot 5
16:15-16:30
Kaffeepause
16:30-17:00
Abschlussdiskussion
Weitere Informationen
Anmeldungen per Mail an hoelder.fm@mailbox.org.
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Zeit
7. Oktober 2024 14:00 - 8. Oktober 2024 17:00(GMT+02:00)