Deep Time – die Zeit, die verrinnt

Do22Sep20:00Do21:30Deep Time – die Zeit, die verrinntShowing der Recherche zu Deep Time. Mit Elisa Müller und Marianne SonneckVeranstaltungsartGespräch,Präsentation

Deep Time Vierte Welt Elias Müller

Details

Mit Elisa Müller – Institut für Widerstand im Postfordismus & Marianne Sonneck – Club Real

Eintritt 5 / 7 Euro

Wie verändert sich die Rolle des Menschen im Zeit- und Weltgefüge, wenn man sie aus der Deep Time heraus betrachtet? Kann und muss sich menschliche Existenz anders als bisher in die Natur und Zeitabläufe einfügen?

Ausgangspunkt der Recherche ist die Auseinandersetzung mit dem Buch „Zeitbewusstheit. Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten“ von Marcia Bjornerud. Wenn man der Geologin auf Ihren Fährten durch 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte folgt, erfährt man ein überraschendes Verständnis von Evolution, Zeit und menschlicher Zivilisation. Sie führt durch Superkontinente, ewige Eiszeiten, biochemische Umwälzungen und Aussterbephasen und macht deutlich, wie die vermeintlich so stabilen geologischen Verhältnisse permanenten gigantischen Wandlungsprozessen unterliegen: Steine sind keine Substantive, sondern Verben – aus denen sich Ereignisse langer Zeitspannen herauslesen lassen. Auf der Reise in die „Tiefenzeit – Deep Time“ geraten das Zeitempfinden und das menschenzentrierte Weltbild des westlich geprägten Denkens durcheinander. Die Auseinandersetzung offenbart die menschliche Chronophobie, die kollektive Angst vor der Zeitlichkeit. Zudem wird das vermeintlich selbstverständliche Bedürfnis nach Geschichte und Geschichten auf die Probe gestellt, in denen menschliche Protagonisten* die Hauptrolle spielen: Aus der Tiefenzeit betrachtet, bildet die Geschichte der Menschheit nur eine hauchdünne Staubsicht.
Wie verändert sich die Rolle des Menschen im Zeit- und Weltgefüge, wenn man sie aus der Deep Time heraus betrachtet? Kann und muss sich menschliche Existenz anders als bisher in die Natur und Zeitabläufe einfügen? Wie wird das Zusammenleben von Mensch, Tier und Natur und überhaupt die Unterscheidung dieser Spezies neu sortiert, wenn wir uns auf die Erkenntnisse der Tiefenzeit, gepaart mit den aktuellen Entwicklungen rund um eine Virus-Pandemie ausgelöst von einer Tier-zu-Mensch-Übertragung, einlassen?

Im Zentrum der Recherche der beiden Künstler*innen stehen drei Parameter:

Die Arbeit an Zeitbewusstsein und -bewusstheit im Zusammenhang mit Dramaturgien von Zeitempfinden und Zeitvergehen innerhalb eines performativen Ereignisses: Wie kann man sich jenseits oder außerhalb der Zeit befinden?
Die Auseinandersetzung mit der Darstellung der Biografie der Erde: Wie kann man epochale und monumentale Ereignisse performativ darstellen?
Analog zu einer Welt ohne menschliche Protagonisten* probieren wir uns an performativen Szenen ohne handlungstreibenden menschliche Spieler*.

Elisa Müller und Marianna Sonneck, arbeiten erstmals gemeinsam an einer künstlerischen Konzeption:
Marianne Ramsay-Sonneck (Club Real) bringt dafür ihre intensive Beschäftigung mit performativen Setzungen mit, in denen auch nicht-menschliche Spezies Protagonisten* sind, sowie eine 20-jährige Erfahrung mit partizipativen Prozessen, die in ästhetische Gesamtkonzeptionen eingebunden sind bzw. die Grundlage dieser Konzeptionen bilden. Sie interessiert sich für den Resonanzraum, der sich ergibt, wenn man die monumentalen Zeiträume, Rhythmen und Prozesse der Erdgeschichte und -entwicklung mit alltäglichen, menschlich-nichtmenschlichen Abläufen und Routinen konterkariert.
Elisa Müller (Institut für Widerstand im Postfordismus) arbeitet seit 2019 an einer zeitgenössischen Praxis des Absurden und Surrealen. Sie interessiert sich für das irrationale Potential dadaistischer und absurder Performancetechniken als Wegweiser für eine Ästhetik vor dem Hintergrund der sich immer rasanter überstürzenden sozialen, ökologischen und politischen Veränderungen unserer Gegenwart und die damit verbundenen Affektlagen. 

Mit Michi Muchina kreieren wir Objekte, die zu Protagonisten* werden. Michi Muchina ist Bühnen-und Kostümbildnerin und arbeitet seit vielen Jahren mit Elisa Müller zusammen. Sie arbeitet an Objekten, die den (Theater-)Raum transzendieren.

Von und mit Michi Muchina, Elisa Müller, Marianne Sonneck

Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

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Zeit

(Donnerstag) 20:00 - 21:30(GMT+02:00)

Vierte WeltAdalbertstr. 4