Der Sonettenkranz
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Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Raum 2070A Konzeption und Organisation: Olga Katharina Schwarz, Mark-Georg Dehrmann, Johannes U. Schmidt
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Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Raum 2070A
Konzeption und Organisation: Olga Katharina Schwarz, Mark-Georg Dehrmann, Johannes U. Schmidt
Vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunktur des Sonettenkranzes untersucht die Tagung die Entwicklung dieser lyrischen Gattung im deutschsprachigen Raum aus historisch-systematischer Perspektive. Der formal strenge Sonettenkranz gliedert sich in vierzehn über den letzten bzw. ersten Vers verbundene Sonette und das sogenannte ‚Meistersonett‘, in dem der Kranz seinen Abschluss und Höhepunkt findet. Gebildet wird das Meistersonett aus den Anfangsversen der voranstehenden vierzehn Sonette.
Während mit Johann Fischarts Etlich Sonnet der erste deutschsprachige Sonettzyklus auf 1575 datiert werden kann, wurde die strenge Form des Sonettenkranzes – in der Renaissance als unterhaltsames Spiel von den Autoren der Sieneser Accademia degli Intronati etabliert – in die deutschsprachige Literatur erst spät eingeführt: 1825 erschien hier der erste Sonettenkranz. Einen festen Platz in der deutschsprachigen Literatur erhielt die Gattung gar erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur italienischen, zur modernen slowenischen und russischen Literatur bildete der Sonettenkranz, so wurde noch im Jahr 2000 konstatiert, in der deutschsprachigen Literatur keine eigenständige klassische literarische Tradition aus. Ein erhöhtes Aufkommen des Sonettenkranzes hingegen ist für die 1930er und 1940er Jahre wie für die Lyrik seit der Jahrtausendwende zu vermerken.
Seine fragmentarische Geschichte lässt die Produktion des durch seine Formstrenge sich auszeichnenden Sonettenkranzes in besonderer Weise als Ausdruck dichterischer wie poetologischer, aber auch sozialgeschichtlicher Entwicklungen erscheinen. Die Tagung rekonstruiert mithin erstmals die Entwicklung der Gattung in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart aus gattungsgeschichtlicher Perspektive und nimmt den Sonettenkranz als Phänomen historisch-literarischen Wandels in den Blick.
Programm
Mittwoch, 9. Oktober
14:00–14:30 Begrüßung und Eröffnung
Mark-Georg Dehrmann, Johannes U. Schmidt, Olga Katharina Schwarz
I Einzug des Sonettenkranzes in die deutschsprachige Dichtung
14:30–15:30 Rüdiger Zymner: Sequenz, Zyklus, Kranz. Zur Frühgeschichte der Sonettserialisierung in Europa
15:30–16:30 Claudia Hillebrandt: Vom Flechten und Weben. Verknüpfungsrelationen im Sonettenkranz der 1820er Jahre
16:30–17:00 Kaffeepause
17:00–18:00 Peter Sprengel: Wettlauf um den Sonettenkranz. Konkurrierende Übernahmen des italienischen Modells in Deutschland um 1825
II Entwicklung des deutschsprachigen Sonettenkranzes bis 1949
18:00–19:00 Sophie Hartisch: Kranz und Kranz und Kranz. Kon-, Para- und Texte der Drei Sonettenkränze (1904–1908) von Hanns Meinke
Donnerstag, 10. Oktober
09:30–10:30 Martin Bartelmus: Berlin called. Intermediale Poetik einer Großstadt – Alfred Richard Meyers Berlin. Ein impressionistischer Sonettenkranz (1907)
10:30–11:30 Gregor Streim: Gesetz und Kraft. Josef Weinheber und der Sonettenkranz in der NS-Zeit
11:30–12:00 Kaffeepause
12:00–13:00 Olga Katharina Schwarz: Grave doppio movimento – der Sonettenkranz als intermediale Komposition. Wolf von Niebelschütz’ Posaunenkonzert (1947)
13:00–14:30 Mittagspause
III Der Sonettenkranz nach 1949. Genre der Gegenwartsliteratur 1: 1949–1989
14:30–15:30 Michael Ansel: Der Sonett-Kranz als Requiem. Johannes R. Bechers Auf Deutschlands Tote im Zweiten Weltkrieg (1947)
15:30–16:30 Michaela Nowotnick: Privatmythologie und Weltgeschehen: Lillis Sonettenkranz (1951) von Arno Schmidt
16:30–17:00 Kaffeepause
17:00–18:00 Maren Jäger: Kränze im Geiste der Wiener Gruppe 1969 · 1985 · 1993. Gerhard Rühm und Franz Josef Czernin
Freitag, 11. Oktober
IV Der Sonettenkranz nach 1949. Genre der Gegenwartsliteratur 2: seit 1990
09:00–10:00 Jan Röhnert: Gegenwart und Form. Thesen zum Sonettenkranz
10:00–11:00 Marit Heuß: Lichteinfall (2000). Der Sonettenkranz als kontemplative Form bei Christian Lehnert
11:00–11:30 Kaffeepause
11:30–12:30 Tanja van Hoorn: „Blatthühnchen“ versus „Krähen-Kalkül“. Silke Scheuermanns Vogelflüge (2008)
12:30–13:30 Marielena Rasch: Intermediale Räume. Ulrike Draesners anis-o-trop (1997) und Marion Poschmanns Große Nordische Expedition (2020)
13:30–14:00 Abschluss der Tagung
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Zeit
9. Oktober 2024 14:00 - 11. Oktober 2024 14:00(GMT+02:00)