Der Sonettenkranz

Mi09Okt(Okt 9)14:00Fr11(Okt 11)14:00Der SonettenkranzTheorie, Geschichte und Kontexte einer späten Gattung in der deutschsprachigen LiteraturVeranstaltungsartTagung

Details

Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Raum 2070A

Konzeption und Organisation: Olga Katharina Schwarz, Mark-Georg Dehrmann, Johannes U. Schmidt

Vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunktur des Sonettenkranzes untersucht die Tagung die Entwicklung dieser lyrischen Gattung im deutschsprachigen Raum aus historisch-systematischer Perspektive. Der formal strenge Sonettenkranz gliedert sich in vierzehn über den letzten bzw. ersten Vers verbundene Sonette und das sogenannte ‚Meistersonett‘, in dem der Kranz seinen Abschluss und Höhepunkt findet. Gebildet wird das Meistersonett aus den Anfangsversen der voranstehenden vierzehn Sonette. 

Während mit Johann Fischarts Etlich Sonnet der erste deutschsprachige Sonettzyklus auf 1575 datiert werden kann, wurde die strenge Form des Sonettenkranzes – in der Renaissance als unterhaltsames Spiel von den Autoren der Sieneser Accademia degli Intronati etabliert – in die deutschsprachige Literatur erst spät eingeführt: 1825 erschien hier der erste Sonettenkranz. Einen festen Platz in der deutschsprachigen Literatur erhielt die Gattung gar erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur italienischen, zur modernen slowenischen und russischen Literatur bildete der Sonettenkranz, so wurde noch im Jahr 2000 konstatiert, in der deutschsprachigen Literatur keine eigenständige klassische literarische Tradition aus. Ein erhöhtes Aufkommen des Sonettenkranzes hingegen ist für die 1930er und 1940er Jahre wie für die Lyrik seit der Jahrtausendwende zu vermerken. 

Seine fragmentarische Geschichte lässt die Produktion des durch seine Formstrenge sich auszeichnenden Sonettenkranzes in besonderer Weise als Ausdruck dichterischer wie poetologischer, aber auch sozialgeschichtlicher Entwicklungen erscheinen. Die Tagung rekonstruiert mithin erstmals die Entwicklung der Gattung in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart aus gattungsgeschichtlicher Perspektive und nimmt den Sonettenkranz als Phänomen historisch-literarischen Wandels in den Blick.

Programm

Mittwoch, 9. Oktober 

14:00–14:30 Begrüßung und Eröffnung 

Mark-Georg Dehrmann, Johannes U. Schmidt, Olga Katharina Schwarz 

I Einzug des Sonettenkranzes in die deutschsprachige Dichtung 

14:30–15:30 Rüdiger Zymner: Sequenz, Zyklus, Kranz. Zur Frühgeschichte der Sonettserialisierung in Europa 

15:30–16:30 Claudia Hillebrandt: Vom Flechten und Weben. Verknüpfungsrelationen im Sonettenkranz der 1820er Jahre

16:30–17:00 Kaffeepause 

17:00–18:00 Peter Sprengel: Wettlauf um den Sonettenkranz. Konkurrierende Übernahmen des italienischen Modells in Deutschland um 1825 

II Entwicklung des deutschsprachigen Sonettenkranzes bis 1949 

18:00–19:00 Sophie Hartisch: Kranz und Kranz und Kranz. Kon-, Para- und Texte der Drei Sonettenkränze (1904–1908) von Hanns Meinke

Donnerstag, 10. Oktober 

09:30–10:30 Martin Bartelmus: Berlin called. Intermediale Poetik einer Großstadt – Alfred Richard Meyers Berlin. Ein impressionistischer Sonettenkranz (1907)

10:30–11:30 Gregor Streim: Gesetz und Kraft. Josef Weinheber und der Sonettenkranz in der NS-Zeit

11:30–12:00 Kaffeepause

12:00–13:00 Olga Katharina Schwarz: Grave doppio movimento – der Sonettenkranz als intermediale Komposition. Wolf von Niebelschütz’ Posaunenkonzert (1947)

13:00–14:30 Mittagspause 

III Der Sonettenkranz nach 1949. Genre der Gegenwartsliteratur 1: 1949–1989 

14:30–15:30 Michael Ansel: Der Sonett-Kranz als Requiem. Johannes R. Bechers Auf Deutschlands Tote im Zweiten Weltkrieg (1947)

15:30–16:30 Michaela Nowotnick: Privatmythologie und Weltgeschehen: Lillis Sonettenkranz (1951) von Arno Schmidt

16:30–17:00 Kaffeepause 

17:00–18:00 Maren Jäger: Kränze im Geiste der Wiener Gruppe 1969 · 1985 · 1993. Gerhard Rühm und Franz Josef Czernin

Freitag, 11. Oktober 

IV Der Sonettenkranz nach 1949. Genre der Gegenwartsliteratur 2: seit 1990 

09:00–10:00 Jan Röhnert: Gegenwart und Form. Thesen zum Sonettenkranz 

10:00–11:00 Marit Heuß: Lichteinfall (2000). Der Sonettenkranz als kontemplative Form bei Christian Lehnert

11:00–11:30 Kaffeepause

11:30–12:30 Tanja van Hoorn: „Blatthühnchen“ versus „Krähen-Kalkül“. Silke Scheuermanns Vogelflüge (2008) 

12:30–13:30 Marielena Rasch: Intermediale Räume. Ulrike Draesners anis-o-trop (1997) und Marion Poschmanns Große Nordische Expedition (2020)

13:30–14:00  Abschluss der Tagung

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Zeit

9. Oktober 2024 14:00 - 11. Oktober 2024 14:00(GMT+02:00)

HU Berlin

Unter den Linden 6

HU Berlin