Gerald Wildgruber
Details
Der französische Dichter Paul Valéry (1871-1945) geht als bedeutendster Schüler Mallarmés unmittelbar aus der Keimzelle der modernen westlichen Literatur hervor. Er verfasst dann aber über
Details
Der französische Dichter Paul Valéry (1871-1945) geht als bedeutendster Schüler Mallarmés unmittelbar aus der Keimzelle der modernen westlichen Literatur hervor. Er verfasst dann aber über den Zeitraum von 1894 bis 1945 mit den Cahiers ein nur schwer einzuordnendes, zu Lebzeiten unpubliziertes Werk im Umfang von ca. 30.000 Seiten, das von allerdings sehr bedeutenden Ausnahmen abgesehen, die eigentliche schriftstellerische Tätigkeit des gerade erst als Autor hervorgetretenen Mannes nahezu auslöscht. Im Zuge dieses über 50 Jahre währenden und mit eigentümlicher Konsequenz aufrechterhaltenen Selbstgesprächs wird auch die Literatur und ihr Übergang in eine andere, weniger institutionalisierte Form des Schreibens zum Thema.
Am Beispiel einiger Stellen aus den Cahiers nimmt der Vortrag des Literaturwissenschaftlers Gerald Wildgruber (Basel) ganz elementare poetologische Problemstellungen und Begriffe auf (Verhältnis Form und Inhalt, die Formalität des lyrischen Diskurses verglichen mit der Prosa, die symmetrische Egalisierung der metaphorischen Relation), folgt aber einem für die Cahiers charakteristischen Wechsel des Bezugsrahmens: von der Warte seiner Herstellung zeichnen sich Wesenszüge des Gegenstandes der Literatur ab, die aus der gewohnteren Perspektive des Lesens eines Werkes unkenntlich sind.
Zu den Momenten, die in Valérys strikt produktionsästhetischer Perspektive beständig wiederkehrendes Thema sind, zählen mögliche Verbundenheiten der Literatur mit der Mathematik („Tout dispositif poétique repose sur un fait mathématique enveloppé“). Die paradoxe Ausbildung und Handhabe einer weitgehend formalen, materiellen Praktik im Element der Sinngebung selbst, die die Sprache ist, also einer „Sprache in der Sprache“, mit der dann in einem bestimmten Sinne gerechnet werden kann, weist hier den Weg.
Gerald Wildgruber ist aktuell Gastwissenschaftler am Fachgebiet Literaturwissenschaft an der TU Berlin. Die Gastvorträge im Rahmen des Kolloquiums des Fachgebiets sind öffentlich. Interessierte sind sehr herzlich eingeladen!
Die Veranstaltung findet hybrid statt. Der Zoom-Link für eine Online-Teilnahme wird auf Anfrage zugesendet. E-Mails bitte an Daniela Doutch: doutch(at)tu-berlin.de
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Raum H 2051 (Altbau, 2. Etage, Nähe Lichthof), Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin
Mehr anzeigen
Zeit
27. Mai 2024 18:00 - 20:00(GMT+02:00)