Hedda Zinner (1904–1994)

Mi03Jul19:00Mi21:00Hedda Zinner (1904–1994)Wiederentdeckung einer politischen SchriftstellerinVeranstaltungsartGespräch,Lesung,Vortrag

Details

Mit Hanni Lorenz, Elke Bredereck, Jenny Erpenbeck, John Erpenbeck und Annett Gröschner

Eintritt: 6,- € / ermäßigt: 4,- €

Einlass: ab 18:30 Uhr

Ticket: Ausverkauft, evtl. Restkarten an der Abendkasse

Hedda Zinner, 1904 in Lemberg geboren, wuchs in Wien auf, besuchte die Schauspielakademie und hatte später Engagements an Theatern in Stuttgart, Baden Baden und Breslau. 1927 heiratete sie Fritz Erpenbeck, mit dem sie 1929 nach Berlin zog. Um 1930 begann Hedda Zinner erste Gedichte, Reportagen und Kurzprosa zu schreiben und organisierte sich im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1933 floh sie mit ihrem Mann ins Exil nach Prag, wo sie das Kabarett »Studio 1934« gründete. 1935 zog das Paar weiter nach Moskau, wo Hedda Zinner als Journalistin für den Rundfunk arbeitete. Im Jahr 1945 kamen sie als Remigranten zurück in den Ost-Teil Berlins. Fritz Erpenbeck, Mitglied der »Gruppe Ulbricht«, bezog bald wichtige kulturpolitische Positionen. Hedda Zinner arbeitete später für den Rundfunk der DDR und machte sich als Autorin von Romanen und Theaterstücken einen Namen. Viele ihrer Arbeiten verhandeln historische und zeitgeschichtliche Themen oder greifen aktuelle Problemstellungen auf (von den Befreiungskriegen über Faschismus und Emigration bis zum Aufbau der DDR). In ihren späten Texten reflektiert Hedda Zinner ihre Zeit in Moskau, den Stalinismus, ihr Schweigen und die Illusionen, denen sie sich hingab. An ihrem Glauben an das sozialistische Projekt aber hielt sie fest. Vor 30 Jahren, Anfang Juli 1994, starb Hedda Zinner in Berlin und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt. In den Folgejahren verschwand ihr Name unter den Paradigmen der Wahrnehmung von DDR-Literatur zunehmend aus den Literaturgeschichten.

Frühe Texte

Es liest Hanni Lorenz

Hedda Zinners frühe Texte der Zeit um 1930 widmen sich aktuellen Themen wie Massenarbeitslosigkeit und Hungerkrise. Es handelt sich um sozialkritische, explizit politische Gedichte, kurze Erzählungen und Reportagen, die in Zeitungen und Zeitschriften wie Rote Fahne, Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) und Weg der Frau erschienen. Als Mitte der 1980er Jahre ein Band mit »Vermischten Schriften« für die Werkausgabe Hedda Zinners vorbereitet wurde, wurde auch eine Auswahl ihrer frühen Texte erstellt. Der Druck dieses Bandes konnte in der Umbruchzeit der Jahre 1989/90 nicht mehr realisiert werden. Die Lesung anlässlich des 30. Todestages geht auf das von Simone Barck verfertigte Typoskript dieses nicht erschienenen Bandes zurück.

Überblick über das Werk

Vortrag Elke Bredereck

Hedda Zinners Werk umfasst zahlreiche Romane, etwa ein Dutzend Theaterstücke und Libretti, außerdem Hörspiele, Fernsehspiele, Lyrik, Übersetzungen von Gedichten, Erzählungen sowie Memoiren. Zu den wiederkehrenden Thematiken ihrer Texte zählen u.a. die Situation von Frauen, jüdisches Leben, Antifaschismus und Stalinismus. Trotz prinzipieller Loyalität gegenüber der DDR wurden nicht alle ihre Werke positiv aufgenommen, einzelne Adaptionen für Theater und Film gar verhindert.

Literarische Referenzen und Erinnerungen

Jenny Erpenbeck und John Erpenbeck im Gespräch mit Annett Gröschner

Welchen Eindruck hat Hedda Zinner als Schriftstellerin bei ihrem Sohn, dem Wissenschaftler und Schriftsteller John Erpenbeck, und ihrer Enkelin, der Schriftstellerin Jenny Erpenbeck, hinterlassen? John Erpenbeck verfasst seit den 1960er Jahren literarische Werke, darunter Gedichte, Erzählungen und mehrere Romane. Ein wichtiges Thema seines Schreibens ist das Verhältnis zwischen Kunst und Wissenschaft. Welche Rolle spielt für ihn die Auseinandersetzung mit dem Schaffen seiner Mutter? Bei Jenny Erpenbeck finden sich bereits in frühen Erzählungen literarische Figuren, die Züge ihrer Großmutter tragen. Noch deutlicher wird die intertextuelle Referenz in dem Roman »Heimsuchung« und schließlich in dem Roman »Aller Tage Abend«, in dem Szenen aus dem Werk ihrer Großmutter noch einmal zum Material werden, das sie mit eigenen Themen überschreibt. Welche Rolle spielt die literarische Auseinandersetzung mit Hedda Zinner für Jenny Erpenbeck? Wie hat sich im Laufe ihres eigenen Schreibens ihr Blick auf das Denken, die politische Haltung und die Lebensumstände Hedda Zinners gewandelt? Um diese und weitere Fragen geht es im Gespräch mit der Schriftstellerin Annett Gröschner, die ihrerseits von ihrer Lektüre Hedda Zinners berichtet.

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Zeit

3. Juli 2024 19:00 - 21:00(GMT+02:00)

Literaturforum im Brecht-Haus

Chausseestraße 125, 10115 Berlin

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