Historisieren. Fragen an ein Verfahren der Geistes- und Kulturwissenschaften
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›Always Historicize‹, Fredric Jamesons berühmte Devise von 1981, und Francis Fukuyamas These vom ›Ende der Geschichte‹ von 1992 markierten lange die Spannweite der Debatten um Historisierung in den Geistes- und
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›Always Historicize‹, Fredric Jamesons berühmte Devise von 1981, und Francis Fukuyamas These vom ›Ende der Geschichte‹ von 1992 markierten lange die Spannweite der Debatten um Historisierung in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Heute hat sich die Lage verändert, weil gewohnte Orientierungspunkte wie die ›Nation‹, ›Europa‹ oder gar ›die (eine) Welt‹ und auch vertraute Moderneverständnisse in einer globalisierten und pluralisierten Gegenwart fragwürdig geworden sind. Zugleich werden Gegenstände und Bereiche historisiert, die bislang als ahistorisch galten: das Leben, die Natur, das Klima. Damit steht erneut auf dem Prüfstand, was ›Historisieren‹ heißt.
Auf der ZfL-Jahrestagung diskutieren Referent*innen aus Literatur- und Theaterwissenschaft, Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie und Biologie darüber, wohin uns jene Debatten geführt haben. Hat jede Disziplin sich einen eigenen Reim gemacht auf die Notwendigkeit, ihre Gegenstände als historisch gewordene zu begreifen, und eigene Methoden dafür entwickelt? Wem geht es beim Historisieren vor allem um Verfremdung und Distanzierung, wem um einen aktualisierenden Bezug zur Vergangenheit? Historisiert die geschichtswissenschaftliche Zunft anders als die literaturwissenschaftliche, versteht die Philosophie die Geschichte ihres Fachs anders als die Biologie? Und was bedeutet die kulturwissenschaftliche Erweiterung der Fächer für die Notwendigkeit und die Verfahren des Historisierens? Könnte das Historisierungspostulat sogar ein geeigneter Schlüssel sein, um die verschiedenen Fächer in ein Gespräch über gemeinsame Fragen zu bringen?
Programm
Freitag, 06.12.2019
09.30–11.00
Barbara Picht / Daniel Weidner (ZfL): Begrüßung und Einführung
Lucian Hölscher (Bochum): Historisierung als Zeitfigur. Zur temporalen Logik historischer Erzählungen
11.30–13.30
Andreas Bähr (Frankfurt/Oder): Mit anderen Augen. Überlegungen zu einer Historisierung des Dreißigjährigen Krieges
Daniel Fulda (Halle): Verlockung und Unvermeidlichkeit des Anachronismus. Grenzen des Historisierens in der Gegenwartsliteratur
14.30–16.30
Steffen Martus (Berlin): Historisierung der Disziplin? Zum fachhistorischen Verhältnis zwischen Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte
Georg Toepfer (ZfL): Historisieren und Futurisieren. Zur Geschichtsverachtung der Naturwissenschaften
17.00–19.00
Patrick Primavesi (Leipzig): Nach Brecht. Verfremdung und Historisierung im Theater
Vera Wolff (Zürich): Die Kunst des Kalten Krieges. Zur Ästhetik der Wissensgesellschaft
Samstag, 07.12.2019
10.00–12.00
Magdalena Marszałek (Potsdam): Poetik oder Hermeneutik? Historisieren im literarischen Umfeld der konservativen Revolution am polnischen Beispiel
Dieter Thomä (St. Gallen): »Herkules, das bist du!« Denkmal und Historisierung
13.00–15.00
Iris Därmann (Berlin): Marx und Haiti. Historisierung und Dekonstruktion
Johannes Paulmann (Mainz): Überlegungen zur Historisierung von Differenz
15.30–17.30
Alexander Friedrich (Darmstadt): Zeitschichten. Zur Operationalisierung einer Theoriemetapher für die digitale Erforschung der Geschichte
Ernst Müller (ZfL): Grundbegriffe des 20. Jahrhunderts. Probleme ihrer Historisierung
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Zeit
6. Dezember 2019 9:30 - 7. Dezember 2019 17:30(GMT+01:00)