Jakob Vogel

Mi20Mai10:00Jakob VogelVon der Kolonialmedizin zur International Public Health: Das Office International d'Hygiene Publique und die Seuchenvorsorge am Anfang des 20. JahrhundertsVeranstaltungsartVortrag

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Der Kampf gegen die Pandemien ist ein roter Faden in der europäischen Geschichte. Im Zeitalter der Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts wurde dabei schnell deutlich, dass nur eine grenzüberschreitende, internationale Kooperation der Verbreitung der Seuchen wirksam Einhalt gebieten kann. Auf grossen internationalen Sanitätskonferenzen versuchten die zeitgenössischen Experten daher, die Grundlagen einer internationalen Zusammenarbeit bei der Seuchenvorsorge zu legen. Unter den Bedingungen des Imperialismus wurde der Kampf gegen die Ausbreitung der weltweiten Krankheiten dabei von Anfang an unter dem Vorzeichen der kolonialen Weltordnung und damit unter massgeblichem Einfluss der grossen europäischen Kolonialmächte geführt. Wie die Vorgeschichte der Gründung des in der Forschung wenig beachteten Office international d’hygiène publique im Jahr 1907 verdeutlicht, stand die Dominanz der imperialen Grossmächte beim Aufbau einer internationalen Zusammenarbeit in der öffentlichen Gesundheitsvorsorge aber von Anfang an in einer Spannung zu den komplexen globalen Machtverhältnissen. Diese gewährten nicht nur einzelnen imperial beherrschten Ländern einen privilegierten Zugang zu den internationalen Institutionen, sondern ermöglichten auch konkurrierende Unternehmungen, wie etwa die enge Zusammenarbeit der latein- und nordamerikanischen Länder zur gemeinsamen Seuchenvorsorge. Der Vortrag versucht auf diese Weise, gegenüber dem verhältnismässig liniearen klassischen Bild der Entstehung einer Weltgesundheitsordnung und damit der Vorgeschichte der Gründung der WHO stärker die Ambivalenzen und Widersprüche der Entwicklung einer internationalen Zusammenarbeit bei der globalen Seuchenvorsorge zu Beginn des 20. Jahrhunderts herauszuarbeiten.

Veranstaltung findet online statt!

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Zeit

20. Mai 2020 10:00(GMT+02:00)

Centre Marc Bloch