Kunstbäume
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Internationaler & interdisziplinärer Workshop, Humboldt-Universität zu Berlin, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin, Raum 3.246 & Staatsbibliothek zu Berlin, Abteilung Handschriften und Historische DruckeOrganisation: Hannah Semrau
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Internationaler & interdisziplinärer Workshop, Humboldt-Universität zu Berlin, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin, Raum 3.246 & Staatsbibliothek zu Berlin, Abteilung Handschriften und Historische Drucke
Organisation: Hannah Semrau (Goethe-Universität Frankfurt am Main) & PD Dr. Beatrice Trînca (Humboldt-Universität zu Berlin) in Zusammenarbeit mit PD Dr. Lydia Wegener (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
„Wie soll ich aber die Schrift anders als einen »Wald« nennen? Im Lesen pflücken wir ihre Inhalte wie die süßesten Früchte“ (Didascalicon, 5,5). Für Hugo von St. Viktor, der sich hier mit der Alternative zum ‚Buch der Natur‘ befasst, wachsen in der Bibel die begehrenswerten Früchte einer legitimen Erkenntnis. Sie werden seit der Spätantike durch Exegese adressiert, deren allegorische Verfahren auf andere Textsorten ausgreifen, die der Workshop komplementär
zur Bibel in den Blick nimmt. Zur gleichen Zeit, im 12. Jahrhundert, erfahren Diagramme einen Aufschwung. Unter der Bezeichnung arbores strukturieren sie baumartig Information; sie bilden artifizielle Wissensbäume, die auf Schriftträgern in alle Richtungen wachsen (ihrerseits geschützt von Holzdeckeleinbänden). Naturkundliche Traktate, deren Anzahl und Spezialisierung im Spätmittelalter zunehmen, entwickeln wiederum eigene Formen der Wissensvermittlung, indem sie den Baum nunmehr als Objekt der Erkenntnis thematisieren. Der Workshop fragt nach seinen sehr unterschiedlichen Funktionen in der Episteme der Vormoderne, einer Zeit, in der – theozentrisch gedacht – sein Status als Teil der Schöpfung, dem bereits die Antike eine Seele zuschreibt, stets unstrittig bleibt. Öffnet man mehr Holzdeckeleinbände, so stößt man gleichermaßen auf Romane über Liebe und Abenteuer; Reisen in ein phantastisches Diesseits oder aber ins Jenseits ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Bäume konstituieren hier Topographien wie mhd. wüste (Wald) oder Garten mit eigenen emotionalen Valenzen zwischen Liebe und Angst, Eifersucht und Neugier. Mit Blick auf Emotionalität rücken außerdem baumartige Mischwesen oder artifizielle Bäume in den Fokus, die affektive Reaktionen hervorrufen, welche sich aus dem Staunen heraus entwickeln. Analysen ausgewählter Baum-Phantasien stellen zugleich die Frage nach den Modi
poetologischer Reflexion, die aus ihnen erwächst.
Der interdisziplinäre Workshop setzt sich zum Ziel, ein Gespräch zwischen Literatur- und Kunstwissenschaften zu eröffnen, um aus der Perspektive eines erweiterten und zugleich gegenstandkonformen ‚Kunst‘-Begriffs zu einer Historisierung der Plant Studies beizutragen.
Um Anmeldungen im Vorfeld wird gebeten.
6.2.2025
8.30–9.00 Begrüßungskaffee
9.00–9.15 Begrüßung und Einführung: Beatrice Trînca (HU Berlin)
Moderation: Beatrice Trînca (HU Berlin)
9.15–10.15 Eröffnungsvortrag
Bernd Roling (FU Berlin): Besessen von Pflanzenseelen: Mystik und Anthropologie im 19. Jahrhundert
10.15–10.30 Kaffeepause
Moderation: Kristin Seifert (BBAW)
10.30–11.30 Lydia Wegener (BBAW): ‚Vegetabile Bibelauslegung‘ – zur Bedeutung von Pflanzen für das exegetische Programm des Österreichischen Bibelübersetzers
11.30–12.30 Maximilian Wick (Frankfurt am Main): Zeder, Ölbaum, Palme. Gedeihen und Verderben in der mitteldeutschen „Hiob“-Paraphrase
12.30–13.00 Mittagspause im Haus
Moderation: Hannah Semrau (Frankfurt am Main)
13.00–14.00 Christof Kleinfelder (Bochum): Sy ghelik eynem bome – Maria und der Traum des Nebukadnezar im „Sunte Marien wortegarde“ Könemanns von Jerxheim
14.00–15.00 Johannes Keller (Wien): König Artus und die Killerkatze – Tiere im Weltenbaum von Otranto
15.00–15.30 Kaffeepause
Moderation: Maximilian Wick (Frankfurt am Main)
15.30–16.30 Marleen Hitschold (FU Berlin): Verwurzelt zwischen vanitas und Ewigkeit: Die wundersamen Bäume im „Straßburger Alexander“
16.30–17.30 Carolin Pape (FU Berlin): Bäume und Baumnetzwerke in der Artusliteratur
17.30–18.00 Kaffeepause
18.00–19.00 Zwischenfazit und Ausblick
ab 19.00 gemeinsames Abendessen im Haus und Gespräch
7.2.2025
8.00–8.30 Begrüßungskaffee
Moderation: Christof Kleinfelder (Bochum)
8.30–9.30 Sebastian Martin (Frankfurt am Main): Über die Ambivalenz des boumgartens in Hartmanns „Erec“ – ein lieblicher locus terribilis
9.30–10.30 Hannah Semrau (Frankfurt am Main): Ein öleboum und viele Zeichen in der Baumgartenszene Gottfrieds von Straßburg
10.30–11.00 Kaffeepause
Moderation: Sebastian Martin (Frankfurt am Main)
11.00–12.00 Simon Prahl (Frankfurt am Main): Petrarcas Lorbeerbäume in „Rerum vulgarium fragmenta“ 23 und 228
12.00–13.00 Clara Marie Kahn (MPIWG): In Form gebracht: Bäume als (Sinn)Bild in
französischen Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts
13.00–13.30 Mittagspause im Haus
13.30–14.00 Transfer zur SBB
14.00–16.00 Carmen Stange (HU Berlin): Pflanzen in deutschsprachigen Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin
Diskutant:innen:
Hannah Becher (Frankfurt am Main)
Yannick Hahn (Frankfurt am Main)
Tobias Petry (FU Berlin)
Nadine Popst (Augsburg)
Antonia Reiss (Frankfurt am Main)
Helena Schubert (BBAW)
Die Veranstaltung ist öffentlich, um Anmeldungen im Vorfeld wird gebeten.
Kontakt: Hannah Semrau: semrau@em.uni-frankfurt.de
Finanziert aus Mitteln der DFG
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Zeit
6. Februar 2025 9:00 - 7. Februar 2025 16:00(GMT+01:00)