Lesbisch-queere Bewegung(en) archivieren

Mo12Dez11:00Mo16:00Lesbisch-queere Bewegung(en) archivierenEin Workshop mit und im Spinnboden Lesbenarchiv BerlinVeranstaltungsartWorkshop

Details

Organisiert von Katja Koblitz, Lindsey Drury, Karina Rocktäschel, Samira Spatzek, Sima Ehrentraut, Nina Tolksdorf

Mit Katja Koblitz (Spinnboden Lesbenarchiv), Franziska Rauchut (Digitales Deutsches Frauenarchiv) und Giuseppina Lettieri (Projektleiterin Queer History Month Berlin)

Der Workshop „Lesbisch-queere Bewegung(en) archivieren“ widmet sich thematisch der herausfordernden Frage, wie die Geschichte häufig unsichtbar gemachter lesbischer Bewegungen und Identitäten sichtbar gemacht werden kann und welche Archivstrukturen in diesem Prozess entstehen. Der Workshop beschäftigt sich mit dieser Frage in Zusammenarbeit mit einem konkreten Archiv: Dem Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek. In den 1970er Jahren aus der Lesbenbewegung entstanden, will das Archiv jene Geschichte bewahren „die sonst in den herrschenden Erinnerungspolitiken an den Rand gedrängt werden.“

Der Workshop nähert sich in einer kritischen Auseinandersetzung der archivarischer Praxis auf zwei miteinander verbundenen Weisen: Einerseits sollen die Teilnehmenden in die praktische Archivarbeit eingeführt, anderseits Reflexion über die taktischen, systemischen und ökonomischen Bedingungen von gegen-hegemonialen Archiven angestoßen werden. Ein konkreter Fokus soll die Auseinandersetzung mit der Schwierigkeit sein, lesbische und queere aktivistische Bewegungen angesichts repressiver Strukturen zu dokumentieren und zu rekonstruieren. Katja Koblitz, Historikerin am Spinnboden Archiv, wird im Rahmen des Workshops anhand von Archivbeständen in die Herausforderungen und Grenzen der Archivierung politischer Bewegungen einführen, Franziska Rauchut, Wissenschaftliche Koordinatorin des Digitalen Deutschen Frauenarchivs, wird das Programm des Workshops durch einen Impuls zu queerer Erinnerungspolitik, zum queeren Gedächtnis und zur Bewahrung lesbisch-queerer Geschichte im Digitalen Deutschen Frauenarchiv sowie in den Lesben-/Frauenarchiven des i.d.a.-Dachverbandes komplettieren. Giuseppina Lettieri, Koordinatorin des Queer History Month in Berlin, bringt Aspekte zur archivpädagogischen Vermittlung lesbisch-queeren Wissens ein.

An den thematischen Fokus des Workshops anschließend stellt sich die Frage, inwiefern, jenseits der unhinterfragten Notwendigkeit eines lesbischen Archivs, in derzeitigen archivarischen Systemen eine Archivstruktur denkbar ist, die nicht die Separierung aufgrund von Sexualitäten und Identitäten anstrebt, sondern auf die Sichtbarmachung diverser Identitäten und Sexualitäten in gesamtarchivarischen Systemen setzt. Wenn wir Archive als Orte der Wissensproduktion denken und die hegemonialen Strukturen dazu zwingen, marginalisierte Leben und communities an gekennzeichneten Orten zu dokumentieren, findet lesbische und queere Geschichte dann immer als Parallelgeschichte statt? Welche anderen Archive lassen sich daran anknüpfend imaginieren? 

Anhand der Sichtung, Kontextualisierung und Diskussion von Praktiken des Überschreibens sowie historischer und/oder politischer disruptiver Intervention soll am konkreten archivarischen Material die Herausforderungen einer gegen-hegemonialen historischen Arbeit erfahren und gemeinsam besprochen werden.

Programm

11:00-11:15 | Beginn mit Begrüßung durch die Forschungsgruppe „After Accumulation“ und seitens des Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek e.V.

11:15-11:45 | INPUT I: Franziska Rauchut, Digitales Frauenarchiv (DDF)

  • Theorieansätze zu queerem Gedächtnis und Archiv
  • Bsp. Publikation: „In Bewegung bleiben“ (2007)
  • Bsp. Vernetzung: ida-Dachverband deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive (gegr. 1994) und dessen Projekte META-Katalog und DDF
  • Fragen an das Archiv als Wissensort aus queertheoretischer Sicht

11:45-11:50 | COOKIE BREAK

11:50-12:15 | Nachfragen und Diskussion zu INPUT I

12:15-13:15 | MITTAGSPAUSE

13:15-13:45 | INPUT II: Katja Koblitz, Spinnboden Lesbenarchiv sowie Giuseppina Lettieri, Projektleiterin Queer History Month Berlin

  • Warum und wie wird lesbische Geschichte archiviert? (Katja Koblitz)
  • Wie kommen Bestände ins Archiv und wie werden sie zugänglich gemacht? (Katja Koblitz)
  • Wie kommt das Wissen zurück in die Bewegung(en) und was kann insbesondere der Queer History Month dazu beitragen? (Katja Koblitz/Giuseppina Lettieri)

13:45-13:50 | COOKIE BREAK

13:50-14:15 | Nachfragen und Diskussion zu INPUT II

14:15-14:45 | GRUPPENARBEIT

  • a) Gruppe 1: Was tun mit einem Bestand, in dem das Wort „lesbisch“ nicht auftaucht? (Bsp. Rezensionen-Album und Roman „Der Skorpion“, 1919ff. v. A. E. Weirauch)
  • b) Gruppe 2: Was tun mit einem Bestand, in dem lesbische Liebe diffamiert wird? (Bsp. Presseberichterstattung zum Itzehoe-Prozess, 1974)

14:45-14:50 | COOKIE BREAK

14:50-15:15 | TRANSFER der Gruppenarbeit ins Plenum (je 10 Minuten) mit anschließender Diskussion

15:15-15:20 | COOKIE BREAK

15:20-16:00 | Abschlussrunde und Verabschiedung

Time & Location

Dec 12, 2022 | 11:00 AM – 04:00 PM

Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek Berlin e.V.
Anklamer Str. 38, 10115 Berlin

Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten im Archiv bitten wir um Anmeldungen zum Workshop bis zum 09.12.2022 unter: after.accumulation@temporal-communities.de 

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Zeit

12. Dezember 2022 11:00 - 16:00(GMT+02:00)