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Ian Merkel: Terms of Exchange: Brazilian Intellectuals and the French Social Sciences, Chicago 2022.

Hätten sich die bekanntesten Ideen der französischen Sozialwissenschaften auch ohne den Einfluss brasilianischer Intellektueller entwickelt? Während Forschungsarbeiten zu den brasilianischen Sozialwissenschaften stets den Einfluss französischer Wissenschaftler*innen betonen, argumentiert Ian Merkel in seinem aktuellen Buch Terms of Exchange, dass auch das Gegenteil der Fall ist: Die “französischen” Sozialwissenschaften wurden durch brasilianische Intellektuelle tiefgreifend geprägt, insbesondere an der Universität von São Paulo. Anhand des Konzepts des ‚Clusters‘ zeichnet Ian Merkel die miteinander verflochtenen Netzwerke von Claude Lévi-Strauss, Fernand Braudel, Roger Bastide und Pierre Monbeig nach und zeigt, wie sie sich an der brasilianischen Universität mit denen brasilianischer Gelehrter wie Mário de Andrade, Gilberto Freyre und Caio Prado Jr. überschnitten haben.

Damit wirft diese kollektive intellektuelle Biografie ein neues Licht auf die Annales-Schule, den Strukturalismus oder die ‚racial democracy‘, während sie gleichzeitig dazu anregt, Prozesse der Wissensbildung neu zu denken. In Zeiten, in denen der Kanon neu geschrieben wird, nimmt das Buch von Ian Merkel eine Revision der Geschichte des modernen sozialwissenschaftlichen Denkens vor.

Die Buchvorstellung von Ian Merkel, Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung, findet in englischer Sprache statt und wird von Michela Coletta, Marie Skłodowska-Curie Fellow am Friedrich-Meinecke-Institut, kommentiert. Es handelt sich um eine Kooperation mit dem Berlin Global History Colloquium und dem Forschungskolloquium zur Geschichte Lateinamerikas.

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