Mosse-Lecture: Andreas Reckwitz
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Mit Joseph Vogl Die Mosse-Lectures beschäftigen sich in diesem Semester mit “Klassenfragen”. Unter den Bedingungen einer kapitalistischen Ökonomie, die sich an wirtschaftlichen Interessen von Großunternehmen und shareholders orientiert, nimmt die materielle Unsicherheit
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Mit Joseph Vogl
Die Mosse-Lectures beschäftigen sich in diesem Semester mit “Klassenfragen”.
Unter den Bedingungen einer kapitalistischen Ökonomie, die sich an wirtschaftlichen Interessen von Großunternehmen und shareholders orientiert, nimmt die materielle Unsicherheit breiter Bevölkerungsschichte zu, wächst die ungleiche Verteilung von Bildung und Lebenschancen. Hinzu kommt die tagtägliche Erfahrung von sozialer und auch rassistischer Ausgrenzung und Diskriminierung.
In Wissenschaft und Politik mehren sich die Stimmen, die angesichts dieser Lagebeschreibung eine „Rückkehr der Klassengesellschaft“ annehmen. Es entstehen vielfältige soziale Bewegungen, an verschiedenen Orten, aus unterschiedlichen Lebenslagen und mit speziellen Motivationen: diversifiziert und nicht zentriert wie einstmals die soziale und politische Organisation der Arbeiterklasse. Entsprechend vielfältig sind die Praktiken, die anstelle eines Klassenbewusstseins ein Selbstbewusstsein der Emanzipation und des Widerstands hervorbringen oder zumindest einfordern. Eine klassenspezifische Zugehörigkeit und Solidarität, nach Herkunft, Schicht und Milieu, nach Erwerb und Besitz sowie unterschiedlichen Lebensformen -und Verhaltensweisen kann nicht kompakt behauptet wohl aber symptomatisch rekonstruiert werden.
Ist eine kulturelle Identitätspolitik, welche die Diversität aller möglichen Lebensentwürfe und Lebensstile auszeichnet, an die Stelle organisierter Sozialpolitik getreten? Hat eine liberalistisch orientierte marktkonforme Demokratie, welche die offensichtlichen Umstände einer „real existierende Klassengesellschaft“ ausspart, die soziale Demokratie ersetzt? Einige Kenner und Kritiker brandmarken die vorherrschende „Reichtumsverteidigungspolitik“ und sprechen von einem „Klassenkampf der Finanzoligarchie“ gegen den Rest der Bevölkerung. Mit welchem Recht und mit welcher Begründung? Kann der sich abzeichnende gesellschaftliche Strukturwandel (“autoritärer Kapitalismus“, sozialpolitisch motivierte Protestbewegungen) eine erneuerte „Klassenpolitik“ hervorbringen? Wie entsteht Widerstand Zusammenhalt, Kollektivität?
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Zeit
31. Oktober 2019 19:15 - 21:00(GMT+02:00)