Mosse-Lectures: Maria Eichhorn & Sabeth Buchmann

Do09Mai19:00Do21:00Mosse-Lectures: Maria Eichhorn & Sabeth BuchmannGemeinschaftliche Kunstpraktiken im öffentlichen RaumVeranstaltungsartVortrag

Édouard Louis Juliane Rebentisch Mosse Lecutre Plakat HU

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Die Mosse-Lecture von Maria Eichhorn und Sabeth Buchmann.

»GEMEINSCHAFTLICHE KUNSTPRAKTIKEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM: DAS ‘ROSE VALLAND INSTITUT’ UND ANDERE PROJEKTE«

Mit Elisabeth Wagner.

Das ‘Rose Valland Institut’ ist ein interdisziplinär ausgerichtetes und unabhängiges künstlerisches Projekt. Es erforscht und dokumentiert die Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Benannt wurde es nach der Kunsthistorikerin Rose Valland, die während der Besatzungszeit in Paris die Plünderung der Deutschen in geheim gehaltenen Listen aufzeichnete. Nach dem Krieg arbeitete sie für die ‘Commission de Récupération Artistique’ (Ausschuss für die Rückführung von Kunst) und trug maßgeblich dazu bei, NS-Raubkunst zu restituieren.
Ausgehend von Maria Eichhorns vorherigen Ausstellungsprojekten Restitutionspolitik / Politics of Restitution (2003) und In den Zelten … (2015) widmet sich das Rose Valland Institut dem Themenbereich ungeklärter Eigentums- und Besitzverhältnisse von 1933 bis heute. Das Institut thematisiert Fragen zu Eigentum an Kunstwerken, Grundstücken, Immobilien, Vermögenswerten, Unternehmen, beweglichen Objekten und Artefakten, Bibliotheken, wissenschaftlichen Arbeiten und Patenten, die in der NS-Zeit jüdischen Eigentümer*innen in Deutschland und in den besetzten Ländern entwendet und bis heute nicht zurückgegeben wurden.
Maria Eichhorns ‘Rose Valland Institut’ ist ein signifikantes Beispiel für künstlerische, kuratorische und wissenschaftliche Kollaborationen, die über klassische Konzepte der Interdisziplinarität hinausgehen: Kollaborationen, die sich entgegen moderner Funktionstrennungen aus miteinander vernetzten, situativ interagierenden Projekt- und Organisationsformaten zusammensetzen. In Weiterentwicklung institutionskritischer Praktiken der 1990er Jahre verbinden sie künstlerische, wissenschaftliche, edukative und gesellschaftspolitische Agenden auf eine Weise, die zugleich die »Erscheinungsbilder« (Hannah Arendt) kultureller Öffentlichkeiten mitverändert. Auffällig in diesen Inszenierungen ist ihre Affinität zu einer sich im kollektiven Lernprozess erprobenden Gemeinschaft, die das moderner Kunst anhaftende Image des Elitären und Exklusiven konterkariert. Charakteristische Displays sind, neben Archiven und Bibliotheken, an Theater- und Parlamentsarchitektur angelehnte Tribünen und Versammlungsräume: Augenscheinlich dazu angetan, den Raum der Kunst durch demokratische Interaktions- und Kommunikationsformen zu erweitern. Es stellt sich die Frage, ob und auf welche Weise die Idee temporär kooperierender Institutionen die Funktion der modernen Kunstausstellung auf Dauer transformieren kann: Das betrifft nicht zuletzt das angesichts neoliberaler Prinzipien der Austerität und Evaluierung veränderte Spannungsverhältnis zwischen ästhetischer Autonomie und »common goods«.

Sabeth Buchmann, Kunsthistorikerin und –kritikerin; Professorin für die Kunst der Moderne und Nachmoderne an der Akademie der bildenden Künste in Wien; zahlreiche Beiträge zu Kunst, Kunstausstellungen und zur Kunstökonomie; im Beirat der Zeitschrift Texte zur Kunst; neuere Veröffentlichungen u.a. Denken gegen das Denken. Produktion –Technologie – Subjektivität (2007), mit Kai von Eikels, Alexandra Kleihues u.a.: art works: Ästhetik des Postfordismus (2016), Mithg.: Putting Rehearsals to the Test (2016).

Maria Eichhorn, freischaffende Künstlerin; thematisiert in ihren Projekten Fragen der Kunstproduktion und –rezeption, des Besitzrechts und der Erinnerungspolitik, Praktiken der Institutionalisierung von Kunst und zum Kunstmarkt; zahlreiche Beiträge und Ausstellungen, u.a. bei der 45. und 56. Biennale Venedig (1993, 2015), der 4. und 9. Biennale Istanbul (1995, 2005), auf der 11. Documenta Maria Eichhorn Aktiengesellschaft (2002), zur Restitutionspolitik im Lenbach-Haus München (2004), auf der 14. Documenta 2017 in Athen und Kassel zur Raubkunst Building as unowned property, Rose Valland Institut; in einem Beitrag zur Publikation der Mosse-Lectures über Korruption (2010 hg. von Elisabeth Wagner und Burkhardt Wolf) veröffentlichte sie eine Künstlerische Recherche um den Fall Rod Blagojevic.

Der Eintritt ist frei.

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Zeit

(Donnerstag) 19:00 - 21:00(GMT+02:00)

HU BerlinUnter den Linden 6