Nach der Erinnerung? Literatur und Nationalsozialismus heute
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Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus Eintritt frei! Um Anmeldung unter campus@lfbrecht.de wird gebeten. Der jüngste Überfall auf Israel und der
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Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus
Eintritt frei! Um Anmeldung unter campus@lfbrecht.de wird gebeten.
Der jüngste Überfall auf Israel und der Krieg im Gazastreifen haben die Debatten um die deutsche Erinnerungspolitik neu entfacht. Nunmehr seit Jahrzehnten fungiert Erinnerung in der Bundesrepublik als konzeptuelle Klammer für die gesellschaftliche Anerkennung historischer Schuld und die Bewahrung von Demokratie und Menschenrechten. Doch das Ende der Zeitzeug*innenschaft, und mit ihr die Ablösung von unmittelbarer, persönlicher Erfahrung, stellt diesen zentralen Bestandteil deutscher Staatsräson vor neuartige Herausforderungen. Mediale Repräsentationen und politische Bildung gewinnen an Bedeutung, führen aber auch zu erneuten Deutungskämpfen. Darüber hinaus mehren sich in jüngerer Zeit Stimmen, welche den politischen Stellenwert der Erinnerung kritisch beleuchten.
Wie also kann eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nach dem Ende der Zeitzeug*innenschaft fortbestehen? Das Seminar widmet sich dieser Frage, indem es aktuelle Formen literarischer Repräsentation jenseits persönlicher Erinnerung untersucht. In fiktionalen wie faktenbasierten Erzählungen erproben zeitgenössische Autor*innen eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Geschichte des Nationalsozialismus für Generationen erzählbar und begreifbar zu machen, die meist keine Erfahrung mit Diktatur und politischer Verfolgung gemacht haben.
Im Seminar sollen drei Texte erörtert werden: Edmund de Waals Familienroman »Der Hase mit den Bernsteinaugen« (2011), Maja Haderlaps »Der Engel des Vergessens« (2011) und Nora Krugs Graphic Novel »Heimat: Ein deutsches Familienalbum« (2018). Dabei sollen folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Wie verändert sich literarisches Schreiben über Nationalsozialismus und Holocaust, wenn weder Autor*innen noch Leser*innen auf eigene Erfahrungen oder persönliche Beziehungen zu Zeitzeug*innen zurückgreifen können? Welche Gattungen, literarischen Verfahrensweisen und Erzählstimmen wählen diese Texte, um Geschichtsbewusstsein über Generationengrenzen hinweg zu transportieren? Wie stellen die Autor*innen ihr Verhältnis zu den Leidenserfahrungen (oder alternativ Verbrechens- und Mitläufergeschichten) ihrer Vorfahren dar? Welche Rolle spielt kulturelles Gedächtnis, verstanden als generationenübergreifende Praxis, in diesen Erzählungen, und wie können diese angesichts eines erstarkenden Rechtsradikalismus und Antisemitismus Beiträge zu emanzipatorischer Praxis liefern.
Der Autor und Kulturwissenschaftler Alexander Dunst ist Privatdozent an der Universität Paderborn und Honorary Research Fellow am Zentrum für Gesundheitsgeschichte der Universität Strathclyde, Schottland. Derzeit schreibt an einem Buch mit dem Arbeitstitel »Minderbelastet: Eine Familiengeschichte des österreichischen Nationalsozialismus«. Ab Februar 2024 wird er eine Professur für Amerikanistik und Medienwissenschaften an der TU Dortmund vertreten.
- Termine: Dienstags 09.01., 16.01., 23.01. und 06.02.2024 jeweils von 16–18 Uhr
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Der Workshop gehört zum Programm der lfb school.
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Zeit
9. Januar 2024 16:00 - 18:00(GMT+02:00)