Paratexte der Theorie

Do22JunGanztägigFr23Paratexte der TheorieVeranstaltungsartWorkshop

Details

Organisiert von Michael Gamper (EXC 2020) und Wolfgang Hottner (Universität Bergen), Projekt Theory Circulation, Research Area 4: “Literary Currencies”.

Teilnehmer:innen sind u.a.:

Paul Fleming (Cornell University), Anna Förster (Universität Erfurt), Eva Geulen (ZfL Berlin, EXC TC), Hanna Hamel (ZfL Berlin), Rembert Hüser (Universität Frankfurt a.M.), Jan Lietz (FU Berlin), Cosima Mattner (Columbia University), Moritz Neuffer (ZfL Berlin), Oliver Precht (ZfL Berlin), Susanne Strätling (FU Berlin, EXC TC)

(detailliertes Programm folgt)

Die globale Zirkulationen von Theorie, ihre Übersetzung und ihr Transfer in andere diskursive Zusammenhänge, verdankt sich wesentlich spezifischen Formen des Paratextes. So schreiben beispielsweise Karl Marx und Friedrich Engels für ihr Manifest der Kommunistischen Partei Vorworte für die russische, englische, polnische und italienische Ausgabe; Hannah Arendt reflektiert im Vorwort zur englischen Ausgabe von The Origins of Totalitarianism über die Metamorphosen, die das eigene Werk in der Selbstübersetzung durchlaufen hat, Michel Foucault gibt in der 1972 bei Suhrkamp erscheinenden Übersetzung von Les mots et les choses dem deutschen Publikum eine „Gebrauchsanweisung“ an die Hand und wünscht sich, von einer „ernsteren Öffentlichkeit” nicht als Strukturalist etikettiert zu werden.

Die konstitutive Nachträglichkeit von Übersetzungen impliziert, so wird bereits an diesen wenigen Beispielen deutlich, damit eine Praxis des Vor- und Nachworts für fremdsprachige Ausgaben, in denen, ob von den Autor:innen selbst, von den Übersetzer:innen oder anderen Vermittler:innen, nicht nur ein neues Publikum angesprochen wird, sondern auch bisherige Rezeptionszusammenhänge kommentiert werden können. In den Vor- und Nachworten geht es nicht nur darum, das eigene oder andere Werk in neue Kontexte einzuführen, Missverständnissen oder ‚Fehlinterpretationen‘ vorzubeugen, sondern zugleich auch um werkpolitische Selbsthistorisierung. In diesen durch (Neu-)Übersetzungen hervorgebrachten Leseinstruktionen, in den Einblicken in Werkgenesen und paratextuellen Beschreibungen subjektiver Buchschicksale scheint theoriegeschichtliche Reflexion selbst ihren Anfang zu nehmen. Ähnliches gilt auch für andere Paratexte wie Titel, Waschzettel, Widmungen und Motti, die für neue Kontexte verändert werden oder dort andere Wirksamkeiten entfalten, oder auch für Begleit- und Ergänzungstexte, so etwa Interviews, Rezensionen und dergleichen. Die Gattung solcher vor- und nachgestellten Texte ist von der Forschung bisher nicht in den Blick genommen wurden, spielt aber für ein Verständnis der Transferierbarkeit, Zirkulation, globalen Wirksamkeit und ‚Anschlussfähigkeit‘ von Theorie eine entscheidende Rolle. Der Workshop geht diesen Paratexten der Theorie, ihren allgemeinen Affordanzen und konkreten Effekten für die Zirkulation von Theorie(n) anhand von exemplarischen Fragestellungen, Konstellationen, Autor:innen und Texten nach und fragt dabei auch stets nach den (verschiedenen) Weisen der Theorieübertragung und ihrer Bedeutung für die Literatur- und Geisteswissenschaften.

Raum JK 31/121

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Zeit

22. Juni 2023 - 23. Juni 2023 (Ganztägig)(GMT+02:00)

Freie Universität Berlin

Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin

Freie Universität Berlin