Penelope Mortimer “Leben und Lügen”

Wiederentdeckungen gehören gegenwärtig zum Schick des Verlegens. Sabine Dörlemann hat diesen Trend mit ihrem Verlag entscheidend mitgestaltet. Immer wieder hat sie Leserinnen und Leser in den vergangenen Jahrzehnten mit Entdeckungen aus dem englisch- und russischsprachigen Raum beschenkt. Texte von Dörlemann zu lesen, hieß immer auch, neugierig zu lesen. In diesem Fall: Neugierig auf die Waliserin Penelope Mortimer, die mit Scharfsinn, unerschrockenem Humor und großer Offenheit die Abgründe eines ganz normalen Frauenlebens zeichnet.

Mrs. Armitage ist mit Anfang dreißig in den besten Jahren, hat eine beträchtliche Anzahl von Kindern, ihr vierter Mann ist erfolgreicher Drehbuchautor, und doch fehlt etwas. Vielleicht noch ein Kind? Ihr Mann ist strikt dagegen und schickt sie zum Psychiater, um ihr diesen Wunsch ausreden zu lassen. Nach und nach entfaltet sich dort die Geschichte einer Frau, die sich als Mutter, Partnerin und Hausfrau an den großen und kleinen Zumutungen des Alltags abarbeitet, bis ihr schließlich nach einem Zusammenbruch bei Harrod’s die Erkenntnis dämmert, dass Ehe und Familie nicht die Antwort auf alle Fragen des Lebens sind.

Durch den Abend führt mit Manuela Reichart eine starke Stimme für Autorinnen der Nebenwege, eine Anwältin der zu unrecht vergessenen Stimmen der Moderne.

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