Stephan Braese

Mi07Jun18:15Mi19:45Stephan BraeseDiktatur der Vernunft? Heinrich Mann im Krisenjahr 1923VeranstaltungsartVortrag

1923 / 2023 – Krise oder Aufbruch? Berlin im Krisenjahr 1923: Parallelwelten in Literatur, Wissenschaft und Kunst

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Im Rahmen der Ringvorlesung “Berlin im Krisenjahr 1923: Parallelwelten in Literatur, Wissenschaft und Kunst”

Diktatur der Vernunft? Heinrich Mann im Krisenjahr 1923

Vortrag von Prof. Dr. Stephan Braese (Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft, Rheinisch-Westfälische Technische, Hochschule (RWTH) Aachen)


Nach Volker Ulrichs historischem Abriss „Deutschland 1923. Das Jahr am Abgrund“ und Christian Bommarius’ kunst- und literaturorientierter Revue „Im Rausch des Aufruhrs“ häufen sich auf dem Sachbuchmarkt Neuerscheinungen, die das Krisenjahr 1923 grell beleuchten. Bedenkt man die gegenwärtige Weltlage mit ihrem akuten Krisenpotential, so können und sollen durchaus Parallelen gezogen werden zu den aktuellen gesellschaftlichen Problemen und den wirtschaftlichen Folgen von Klimawandel, Pandemie und dem Krieg in der Ukraine. Die weltweit zu registrierenden gewaltsam ausgetragenen Konflikte und politischen Umbrüche machen es nicht schwer, im Jahr 2023 ein weiteres sich anbahnendes Krisenjahr zu sehen.

Die dem Krisenjahr 1923 gewidmete Ringvorlesung möchte stattdessen auf die Vielfalt der Diskurse und Möglichkeiten fokussieren, die sich im selben historischen Moment abzeichneten und Bahn brachen. Sie möchte verschiedene Antworten, Aktivitäten, Aktionen und vielleicht auch Ausflüchte herausarbeiten, in denen und mit denen Künstler:innen, Autor:innen und Wissenschaftler:innen auf die Krisensituation reagierten, sich zu ihr verhielten oder sich ihr entgegen zu stemmen suchten. Außerordentliche sprachliche und geistige Innovationen hatten bereits im Jahr zuvor vom Erscheinen von Joyce’ „Ulysses“ bis hin zur Würdigung der Relativitätstheorie durch die No-belpreisvergabe an Albert Einstein Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. Umso größer waren die Anstrengungen im Krisenjahr 1923 Freiheit und Würde des Menschen durch geistige und künstlerische Leistungen als unanfechtbar unter Beweis zu stellen. Diese Leistungen aus heutiger Sicht neu zu betrachten, zu befragen und zu würdigen erscheint gerade angesichts der Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Krisen sowohl für die Wissenschaft wie für eine breitere interessierte Öffentlichkeit überaus lohnenswert.

Der Fokus auf Berlin als Sammel- und Brennpunkt verschiedenster Energien wird auf beispielhafte Weise die vielen Stimmen hörbar werden lassen, die gerade hier auf die Krise zu reagieren suchten und die ein anderes Potential des Menschen, seiner Fähigkeiten und seiner Möglichkeiten eine menschliche Gemeinschaft zu entwerfen, zum Ausdruck brachten: sie reichen von Vladimir Nabokov bis zu Walter Benjamin; von Franz Kafka bis zu Viktor Šklovskij; von Albert Einstein bis zur japanischen Unterstützung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.

Am Beginn der Vorlesungsreihe steht eine Podiumsdiskussion mit dem ehemaligen Rektor der FU Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, der Autorin Kathrin Röggla, Professorin an der Kunsthochschule für Medien, Köln und stellvertretende Präsidentin der Berliner Akademie der Künste, sowie mit dem Regisseur und Autor Andres Veiel und der Komponistin Mayako Kubo.

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