Tod der Dialektik?
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Mit der Idee des „dialektischen Theaters“ läutete Brecht eine ästhetische Revolution ein. Die Idee ist so einfach wie radikal: Statt sich in der Oberfläche der
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Mit der Idee des „dialektischen Theaters“ läutete Brecht eine ästhetische Revolution ein. Die Idee ist so einfach wie radikal: Statt sich in der Oberfläche der Verhältnisse zu spiegeln, sollte das Theater die Welt in ihrer Widersprüchlichkeit erkennbar und damit auch als veränderbar darstellen, in staunender Distanz die Vorgänge hinter den Vorgängen erkennend, statt passiv in affirmativer Identifikation gefangen zu sein. Über 60 Jahre nach dem Tod von Brecht und 40 Jahre nach der „performativen Wende“, stellt sich die Frage, welchen Wert Brechts Modell angesichts heutiger ästhetischer Strömungen und im Kontext von Repräsentations- und Institutionskritik noch hat. Kann Kunst radikal sein, die suggeriert, die Welt sei eine erkennbare? Oder ist das eine hoffnungslose Vereinfachung einer mittlerweile zu komplexen Wirklichkeit – und ist gerade jene Kunst, die die Welt als radikal sinn- und bedeutungsoffen versteht, die politisch radikale? Muss Kunst aktivistisch sein? Gibt es einen Widerspruch zwischen politischer und populärer Kunst? Was heißt es heute, politisch Kunst zu machen? Und was bedeutet das für die künstlerische Arbeitspraxis und für die Kunst als Institution?
Podiumsdiskussion mit Florian Malzacher (Autor), Patrick Primavesi (Theaterwissenschaftler), Christina Tscharyiski (Regisseurin)
Moderation: Gesa Ufer (Autorin)
Es liest: Oliver Kraushaar
Florian Malzacher ist Kurator, Autor und Dramaturg. Er ist Verfasser und Herausgeber zahlreicher Publikationen, etwa von „Gesellschaftspiele: Politisches Theater heute“ (2020) und von Büchern über wegweisende internationale Theatergruppen wie Forced Entertainment und Rimini Protokoll. Malzacher beschäftigt sich mit gegenwärtigen Diskursen des zeitgenössischen politischen Theaters und Strategien des künstlerischen und politischen Aktivismus.
Patrick Primavesi ist Professor und geschäftsführender Direktor des Instituts für Theaterwissenschaft, Leipzig. Er ist Teil des Vorstands vom Tanzarchiv Leipzig e.V. und stellvertretender Direktor des Centre of Competence for Theater. Zusammen mit Hans-Thies Lehmann baute er den Master-Studiengang Dramaturgie am Frankfurter Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft auf.
Christina Tscharyiski ist eine österreichisch-bulgarische Theaterregisseurin und wurde 2018 für den Nestroy-Preis nominiert, zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen und gewann beim Regiefestival Radikal Jung den Publikumspreis. Zuletzt inszenierte sie am Berliner Ensemble von Bertolt Brecht „Die Mutter – Anleitung für eine Revolution„. Eine Vorstellung der Inszenierung findet am Abend im Anschluss an den Thementag statt.
Gesa Ufer ist eine freie Autorin und Hörfunkjournalistin. Sie moderiert die Buchsendung „Die Literaturagenten“ (radioeins vom rbb), das Popkultur-Magazin „Kompressor“ und den Podcast „Plus Eins“ bei Deutschlandfunk Kultur.
Diese Veranstaltung ist Teil des Thementages „Ändere die Welt, sie braucht es.„
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Zeit
12. Februar 2023 17:00 - 18:30(GMT+01:00)