Unheimliche Allianzen
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Literatur, Künste und Philosophie der Zwischenkriegszeit zeigen sich fasziniert von physikalischen Phänomenen, deren Wirkkraft zunächst unsichtbar bleibt, bis sich an einem Gegenstand oder Körper ihre
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Literatur, Künste und Philosophie der Zwischenkriegszeit zeigen sich fasziniert von physikalischen Phänomenen, deren Wirkkraft zunächst unsichtbar bleibt, bis sich an einem Gegenstand oder Körper ihre konkreten Effekte zeitigen: Radiowellen und elektromagnetische Wellen, Röntgenstrahlen oder das strahlende Radium scheinen allgegenwärtig. Das Faszinosum speist sich maßgeblich daraus, dass die Wellen und Strahlen immateriell sind. Sie durchdringen mühelos physische Gegebenheiten, ‚senden‘ bzw. strahlen pausenlos und unmittelbar. Dabei rückt in Texten verschiedener Gattungen häufig ihre materielle Eigenmächtigkeit in den Fokus und sie werden als Aktanten skizziert, die eine unheimliche Allianz mit dem Menschen eingehen, der sie schließlich nutzbar macht, um Töne über den Rundfunk zu senden, Körper zu durchleuchten oder Waffen zu bauen. Die de facto heterogenen Phänomene weisen damit, folgt man den literarischen Imaginationen, eine Strukturhomologie auf, die ihre gemeinsame Betrachtung im zeithistorischen Kontext nachvollziehbar, im historischen Rückblick sogar notwendig macht. Ihre Untersuchung wirft damit nicht nur neues Licht auf das komplexe Verhältnis von Mensch, Physik, Medium und Natur im Spiegel der Literatur, sondern fragt auch nach der Wirkung von mit agency ausgestatteten Strahlen- oder Wellen auf und in Texte(n).
Programm
10.00-10.15h Sophie König:
Wellen, Strahlen, Schwingungen. Zum Faszinosum physikalischer Phänomene zwischen den Kriegen. Einführung
10.15-11.30h
Dariya Manova (Wien):
Strahlen als Denkfigur der Popularisierung und des Populären
Adrian Renner (Hamburg):
Im Kraftfeld: Energieszenarien der literarischen Moderne
11.30-12.00h Kaffeepause
12.00-13.15h
Tobias Wilke (Berlin):
Belichtung und Berührung: Zur „Fotografie ohne Kamera“
Sophie Hartisch (Köln):
Welle, Wahrnehmung und Wirkung im expressionistischen Jahrzehnt
13.15-14.45h Mittagspause
14.45-16.00h
Friederike Felicitas Günther (Berlin):
Schauder und Schwingung: Rilkes ‚Ur-Geräusch‘
Justus Fetscher (Mannheim):
Hochfrequente Wechselströme. Das torpedierte Trommelfell des Franz Biberkopf
16.00-16.15h Kaffeepause
16.15-17.30h
Michael Bies (Berlin/Greifswald):
Tohuwabohu im Aether. Radioempfang um 1930
Erik Born (Ithaka):
Radio beyond Radio: Interwar Literature and Media Philosophy
17.30 Apéro
Ort: Freie Universität Berlin Habelschwerdter Allee 45, 14159 Berlin, Raum JK31/122
Gefördert durch das Dahlem Humanities Center.
Organisation: Sophie König.
Um Anmeldung wird gebeten:
sophie.koenig@fu-berlin.de
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Zeit
22. Februar 2024 10:00 - 17:30(GMT+01:00)