UNTER UNS • Folge 3: Untote
Details
Das Leben lässt sich steigern: lebendig, lebendiger, am lebendigsten. Der Tod gibt das nicht her: toter als tot geht nicht. So will es zumindest die
Details
Das Leben lässt sich steigern: lebendig, lebendiger, am lebendigsten. Der Tod gibt das nicht her: toter als tot geht nicht. So will es zumindest die Grammatik – und die Logik pflichtet ihr bei. Jede Steigerung ausgeschlossen. Aber sollte es wirklich so einfach sein? Die Sprache suggeriert eine Eindeutigkeit, der die Wirklichkeit nicht immer entspricht. Zwischen die vermeintlich absoluten Pole – Sein oder Nichtsein, lebendig oder tot – schieben sich verschiedene Über- und Unterlebensformen ein: Halbtotes und Untotes, Leben, hart an der Grenze, jenseits der Betrauerbarkeit, die Auferstehung der Toten und das Abgelebte, Viren, im sibirischen Permafrost, nach 30.000 Jahren wieder zum Leben erweckt. Es gibt mehrere Arten, tot zu sein. Und es gibt unterschiedliche Arten zu sterben. Nicht alle fallen mit der schlichten binären Opposition von Leben und Tod zusammen.
Hier betreten wir den Bereich des Untoten. Untote gibt es nicht nur in Filmen und Serien. Man begegnet ihnen in Großraumbüros und Fitnessstudios, in Online-Foren, Shoppingzentren, der U-Bahn. Körper, die sich bewegen, aber hinter den Augen ist kaum noch Leben. Münder, die sprechen, aber ohne jeden Geist. Es gibt jedoch auch das Gegenteil: Vom Körper ist kaum noch was übrig, aber die Seele lebt munter fort. Soma und Psyche out of sync.
Der Begriff des Untoten fordert dazu heraus, ebendiese Zwischenzonen auszuloten. Was ist das Untote? Was heißt Nachleben? Von welcher Zukunft träumen Zombies und Komapatienten? Und wieviel Leben steckt überhaupt noch in uns? Diesen Fragen geht Fabian Bernhardt im Gespräch mit Daniel Illger und Georg Seeßlen (per Livestream zugeschaltet) nach.
Fabian Bernhardt ist promovierter Philosoph und Autor. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich Affective Societies der Freien Universität Berlin, schreibt regelmäßig für das Philosophie Magazin und andere Zeitschriften und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Affect and Colonialism Web Lab. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der Umgang mit schlimmen Vergangenheiten, Schuld, Unrecht und Gewalt. Nach einer 2014 veröffentlichten Monographie zur Frage der Vergebung erschien 2021 sein zweites Buch „Rache. Über einen blinden Fleck der Moderne“ (Matthes & Seitz), das mit einem Sachbuchpreis ausgezeichnet wurde.
Daniel Illger ist Schriftsteller und Filmwissenschaftler. Seit Juli 2022 hält er den Lehrstuhl für Populäre Kulturen an der Europa-Universität Viadrina inne. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Monographien und Aufsätzen veröffentlichte Illger die Fantasy-Trilogie „Skargat“ bei Klett-Cotta. Der erste Band „Der Pfad des schwarzen Lichts“ wurde 2016 mit dem Seraph-Preis für das beste Debüt ausgezeichnet. 2021 erschien sein Essay „Kosmische Angst“ bei Matthes & Seitz.
Georg Seeßlen ist Autor, Feuilletonist sowie Film- und Kulturkritiker. Er arbeitet zu gesellschaftlichen und kulturellen Themen, unter anderem für epd Film, Frankfurter Rundschau, Der Freitag, Jungle World, konkret, Der Tagesspiegel und Die Zeit. Für den Hörfunk schreibt Seeßlen regelmäßig Features, die sich mit aktuellen Tendenzen des Kinos und der populären Kultur auseinandersetzen, zumeist in Zusammenarbeit mit Markus Metz, mit dem er mehr als ein Dutzend Bücher herausbrachte, unter anderem „WIR UNTOTE. Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction“ (2012 bei Matthes & Seitz). Für sein umfassendes medienpublizistisches Werk wurden Seeßlen mehrere Preise verliehen, zuletzt 2024 der Lessing-Preis für Kritik
Mehr anzeigen
Zeit
7. Februar 2025 20:00 - 22:00(GMT+01:00)