Wie eine Studentenoper durch die friedliche Revolution reist

Fr14Nov19:3022:30Wie eine Studentenoper durch die friedliche Revolution reistMit Johanna Stapelfeldt, Christoph Schambach und Daniel MorgenrothVeranstaltungsartGespräch,Screening

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Im Winter 1988 erfinden zwei Studenten den Song „Die Leiche im Keller” aus Protest auf einer Premierenfeier am bat-Studiotheater in der Belforter Strasse. Eine daraus entstehende studentische Songoper wird im Frühjahr 1989 in Schöneweide zunächst nur intern, im Januar 1990 dann erstmals öffentlich im Kino Babylon und ab Sommer 1990 am Deutschen Theater gespielt.

Die Fernsehaufzeichnung, Der süße Duft kommt nicht von Rosen, genannt Leichenoper, die wir zeigen, entstand als eine der letzten Produktionen des DDR-Fernsehens und wurde am 8. Oktober 1990 – drei Tage nach Inkrafttreten des Einigungsvertrags – ausgestrahlt. Ein Zeitdokument der Wende.

Die Geschichte des Ehepaars Rohmayer, das eines Morgens die Leiche des Bürgermeisters in seinem Schlafzimmer vorfindet, wurde zur Satire auf Macht, Moral und die Verlockungen des Opportunismus. Mit Humor und subversiven Songs stellten Daniel Morgenroth (Text), Christoph Schambach (Musik) und Peter Dehler (Regie) die Frage: Wie weit geht ein Mensch, um seinen Machthunger zu stillen?

Eine Selfmade-Produktion von Absolvent:innen der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, der Hochschule für Musik Hanns Eisler und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.

Leichenoper mit: Simone Cohn-Vossen, Sigrun Fischer, Claudia Geisler, Susanne Goder, Christiane Hagedorn, Deborah Kaufmann, Peter Dehler, Daniel Morgenroth, Katrin Schwingel, Marco Albrecht, Dirk Glodde, Peter Klinke, Karsten Laske, Thorsten Merten, Jörg Witte, Katharina Waldmann gen. Seidel


Wir weisen ausdrücklich auf die dokumentarische Ausstellung Ausgefallene Stückedie durch eine bewegte Zeit studentischer Aufbrüche führt: von Biermanns Berliner Brautgang über eine von Studierenden eigenständig abgesetzte Santerre-Inszenierung bis hin zur legendären Leichenoper.

Die Leichenoper ist zeitlos und läuft aktuell am Neuen Theater Halle : Die Leichenoper

Johanna Stapelfeldt studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis (Hildesheim), Als Kuratorin war sie für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden, Forum Wissen Göttingen und Humboldt Labor im Humboldt Forum tätig.

Seit Juli 2023 baut sie im Rahmen des Projekts „Dramaturgien eines Archivs” an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch das dortige Inszenierungsarchiv auf und kuratierte mehrere Ausstellungen zur Hochschulgeschichte.

Christoph Schambach ist ein Komponist mit einer bemerkenswerten musikalischen Spannbreite. In seinem bisherigen Schaffen finden sich kleine, kunstvolle Lieder und dramaturgisch konzipierte Liederzyklen, kammermusikalische Werke und Chöre ebenso wie Bühnenstücke, großes Musiktheater und sinfonische Werke für großes Orchester. 

In Glöwen/Prignitz geboren, aufgewachsen in Brandenburg, wurde schon sehr früh klar, dass seine Sprache die Musik ist. Er studierte Komposition, Tonsatz und Dirigieren an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, bekam noch vor seinem Abschluss eine Stelle am Deutschen Theater in Berlin und feierte sehr jung Erfolge mit Bühnenmusiken an vielen Theatern des Landes und mit einem eigenen Singspiel an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. 

In den darauffolgenden Jahren gründete er eine Senf-Manufaktur in Berlin Kreuzberg und kreierte nicht weniger erfolgreich Feinkost für renommierte Restaurants und Geschäfte, um seiner wachsenden Familie eine stetige finanzielle Grundlage zu bieten. Doch das Komponieren blieb ständiger Begleiter. 

Daniel Morgenroth, 1964 als Sohn eines Musikerpaares in Ostberlin geboren, absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Theatertischler und war an der Komischen Oper Berlin hinter der Bühne tätig. 1982 verweigerte er den Wehrdienst mit der Waffe in der DDR und war dann 18 Monate bei den sogenannten „Bausoldaten”. Deshalb verlor er vorerst seinen Studienplatz an der Schauspielschule Ernst Busch Berlin.

Nach einem einjährigen Eingaben-Marathon bis hinauf in den Staatsrat wurde ihm der Platz wieder zuerkannt. Von 1986 bis 1990 erfolgte dann das Schauspielstudium in Berlin, anschließend wurde er direkt ans Deutsche Theater Berlin engagiert. Dort spielt für über 10 Jahre große Rollen der Klassik und Moderne (Peer Gynt, AmphitryonAchillTempelherr, Siegfried u.v.a.) unter Regisseuren wie Thomas Langhoff, Jürgen Gosch, Heiner Müller oder Frido Solter. Seit 2000 ist er freischaffend tätig und seitdem in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, u.a. in Joseph Vilsmaiers Bergkristall, in der Reihe Unsere Farm in Irland, in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen oder als Staff-Kapitän Martin Grimm im Traumschiff.

Zeit

14. November 2025 19:30 - 22:30(GMT+01:00)

Deutsches Theater

Schumannstraße 13, 10117 Berlin

Deutsches Theater