Wissenspaarungen
Details
Tagung des romanistischen und philosophiegeschichtlichen SFB-Teilprojekts B08 „Sibyllen & Propheten. Figural gebundene Wissenskonstellationen in der Vormoderne“ (Leitung: Anne Eusterschulte und Ulrike Schneider)
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Tagung des romanistischen und philosophiegeschichtlichen SFB-Teilprojekts B08 „Sibyllen & Propheten. Figural gebundene Wissenskonstellationen in der Vormoderne“ (Leitung: Anne Eusterschulte und Ulrike Schneider)
Mit dem Thema ‚Wissenspaarungen‘ zielt die Tagung auf Verhandlungsformen von Wissen in vormodernen Kulturen, die sich anhand von spezifischen Figurenkonstellationen beobachten lassen. So werden etwa seit der Spätantike antik-pagane Sibyllen in unterschiedlichen Medien immer wieder in ‚Paarung‘ mit biblischen Prophetengestalten dargestellt (in Bildwerken, Texten, enzyklopädischen Schriften etc.) und damit Wissenstraditionen miteinander in Kontakt gesetzt.
Uns geht es, weit über dieses Beispiel hinaus, um unterschiedliche Gelehrtenkonstellationen bzw. Dialogsituationen und deren Inszenierungsweisen. In vormodernen Kulturen sind solche ‚Wissenspaarungen‘ in vielen Ausprägungen und Kontexten zu beobachten. An ihnen lassen sich strukturelle Bedingungen von Wissenstransfer ebenso in den Blick nehmen wie die Rolle von Materialien, Medien oder kulturhistorischen Praktiken. Die Tagung untersucht die Verhandlung von Wissen anhand solcher epistemischer Mikrokonstellationen. Der Schwerpunkt liegt auf ‚Wissenspaarungen‘ in literarischen wie theologischen, künstlerischen wie liturgischen Kontexten vormoderner Kulturen.
Wir fragen nach reziproken Bedeutungsverschiebungen, die sich über die Konfrontation, die Komplementarität oder den Dialog in solchen Wissenspaarungen artikulieren. Wie wird in diesen Begegnungen Wissen transferiert, neu konstelliert und damit verändert? Welche medienspezifischen oder intermedialen Akzentsetzungen, ästhetischen Verfahren und Deutungsangebote spielen eine Rolle? Welche Bedeutung kommt dem ‚Ort‘ des Zusammentreffens von ‚Wissensgestalten‘ zu, wenn wir etwa an Darstellungen in Kirchen, auf Portalen, in illuminierten Handschriften, im geistlichen Spiel oder in musikalischen Darbietungen denken? Welche epistemischen Aufladungen, Zuschreibungen oder transkulturellen Aneignungen werden an Figurenprogrammen erkennbar? Die interdisziplinäre Tagung widmet sich den vielfältigen Erscheinungsweisen und Inszenierungen von ‚Wissenspaarungen‘, um anhand der jeweiligen Figurenprogramme Aufschluss über wechselseitige semantische Besetzungen, die Verflechtung von Temporalstrukturen wie epistemische Dynamiken zu gewinnen, die das Aufeinandertreffen von Wissensbeständen auslöst.
Programm
Donnerstag, 7. Dezember
09:30 Uhr
Begrüßung und Kaffee
10:00–10:30 Uhr
Anne Eusterschulte/Ulrike Schneider (Berlin):
Zum Konzept der ‚Wissenspaarung‘Moderation: Claudia Reufer
10:30–11:30 Uhr
Victoria von Flemming (Braunschweig/Berlin):
Kippbewegungen – Demokrit und Heraklit
11:30–12:30 Uhr
Inga Mai Groote (Zürich):
Pythagoras und Jubal, David und Orpheus, Pindar und Luther: musikalisch-epistemische Wissenspaarungen
12:30–14:00 Uhr Lunch Moderation: Hannes Puchta
14:00–15:00 Uhr
Susanne Gödde (Berlin):
Gaia und Apollon: weibliches und männliches Wissen in der Geschichte des delphischen Orakels
15:00–16:00 Uhr
Anne Eusterschulte/Ulrike Schneider (Berlin):
Die Wissenspaarung Sibyllen und Propheten. Hermeneutische Mikrokonstellationen
16:00–16:30 Uhr KaffeeModeration: Hanna Zoe Trauer
16:30–17:30 Uhr
Elke Koch (Berlin):
Ungewöhnliche Begegnungen unter dem Kreuz – die Propheten in den ‚Bozner Marienklagen‘ und das Wissen von der Passion
17:30–18:30 Uhr
Daniel Zimmermann (Berlin):
Wissenspaarung – Wissensspaltung. Christine de Pizan und Dame Sebile
Freitag, 8. Dezember
Moderation: Carsten Michael Flaig
10:00–11:00 Uhr
Fosca Mariani Zini (Tours):
Cicero und Boethius: logische Wahlverwandtschaften
11:00–12:00 Uhr
Sara Taglialatela (Kopenhagen):
Giordano Bruno: the Many Facets of a Philosophical Mercury in Dialogue with his Contemporaries
12:00–13:00 Uhr LunchModeration: Hanna Zoe Trauer
13:00–14:00 Uhr
Şirin Dadaş (Berlin):
Zwei Figuren – (k)ein Paar. Geschlechterstreit und Konzeptionen von Liebe in Louise Labés ‚Débat de Folie et d’Amour‘ (1555)
14:00–15:00 Uhr
Hole Rößler (Wolfenbüttel):
Paarbildungen: Autorisierungsstrategien des Wissens im frühneuzeitlichen Gelehrtenporträt
15:00–15:30 Uhr Kaffee
15:30–16:30 Uhr
Hana Gründler (Florenz/Berlin):
Ein ungewöhnlicher ‚Pas de deux‘: Jan Švankmajers ‚Dialog‘ mit Leonardo da Vinci
16:30–18:00 Uhr
Abschlussdiskussion
Zeit & Ort
07.12.2023 – 08.12.2023
Freie Universität Berlin
Villa des SFB Episteme in Bewegung
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin-Dahlem
Weitere Informationen
Um Anmeldung wird gebeten: sirin.dadas@fu-berlin.de
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Zeit
7. Dezember 2023 9:30 - 8. Dezember 2023 18:00(GMT+01:00)