Der Politikwissenschaftler Michael Heinrich hat den ersten Band seiner neuen Marx-Biographie vorgelegt. Eine kritische Lektüre
von Philippe Roepstorff-Robiano
Das Leben des Karl Marx, es war ein rastloses. Die Zeit, in welcher der emblematische Bartträger lebte, war in einem fundamentalen Wandel begriffen: Ökonomisch setzte sich der Kapitalismus durch; politisch konnte sich indessen sein Pendant, der Liberalismus, nur peu à peu etablieren. Marx prägte als mehrmals Vertriebener und stets prekär Lebender das Bild seiner eigenen Epoche wie kein anderer. Und auch das Bild, das man sich von ihm gemacht hat, ist in Form zahlloser errichteter, abgerissener und wiederaufgestellter Denkmäler in Stein gemeißelt; ob es sich um das Bild eines bedingungslosen Revolutionärs und Vordenkers, eines starren Dogmatikers oder eines zerrissenen Bourgeois handelt, hängt maßgeblich vom Blickwinkel und vom Parteibuch des Betrachters ab, und nicht zuletzt deshalb haben sich zahllose Biographien dem politisch wohl einflussreichsten Denker gewidmet.
Dass sich aus der Berücksichtigung all dieser Umstände größte Herausforderungen für eine neue Marx-Biographie ergeben, kann man anhand von Michael Heinrichs jüngst erschienenem ersten Band seiner dreibändig angelegten „Biographie und Werkentwicklung“ nachvollziehen. Anders als die meisten anderen Biographen1 geht Heinrich in aller Ausführlichkeit auf den Zeitraum von 1818 bis 1841 ein, also auf Marx’ Kindheit, Jugend und Studienzeit. Was authentische Zeugnisse über dessen eigene Ansichten, seine Pläne und Wünsche sowie seine zwischenmenschlichen Beziehungen anbelangt ist die Quellenlage diffizil: Für die Zeit vor 1840 liegt nur ein einziger Brief von Marx vor,2 der zwar aussagekräftig ist, aber in jeder Biographie zitiert wird und zu allerlei Überinterpretationen Anlass gegeben hat.3 Zugang zu Marx liefern außerdem die in den letzten Jahrzehnten im Rahmen der der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) zugänglich gemachten Briefe an ihn, seine Abiturprüfungen, seine Gedichte, seine Übersetzungen aus dem Altgriechischen und Lateinischen sowie die Exzerpte seiner vielfältigen Lektüren. Es ist also längst an der Zeit gewesen, eine neue Biographie vorzulegen, die althergebrachte Thesen über Marx’ Werdegang vor dem Hintergrund dieser erweiterten Quellenlage einer Überprüfung unterzieht.
Heinrich möchte keine jener Biographien schreiben, in denen sich alles nur um den kontroversen Vordenker dreht, ob dieser nun als Genie, als Volksheld oder als intellektueller Schurke präsentiert wird. Sein Leben und Wirken soll vielmehr in die gesellschaftlichen Kontexte eingebunden werden. Damit lehnt sich Heinrichs Biographie an das an, was Siegfried Kracauer „Gesellschaftsbiographie“ nannte: Marx wird nicht als Lichtgestalt vor verschwommenem Hintergrund präsentiert,4 vielmehr wird sein Leben als Prozess von „Wechselwirkungen zwischen der porträtierten Person und dem gesellschaftlichen Umfeld“ (S. 371) gefasst. Das Dilemma der sozialistischen Geschichtsschreibung, das darin bestand, einerseits nur Klassen als historische Akteure anzuerkennen, andererseits Marx und Engels als Lichtgestalten zu feiern, wird somit vermieden.
Zunächst geht dieser Ansatz gut auf. Der Autor bettet seinen Protagonisten in ein vielfältiges familiäres, schulisches und städtisches Umfeld ein. Marx wuchs in keiner leichten Zeit auf: Der Vater ist zwischen Judentum und preußischem Staat zerrissen, über die Mutter weiß man nur, dass sie gebildeter ist als angenommen, Marx’ aufgeklärte Lehrerschaft wiederum hadert mit dem autoritären Staat, der die Herrschaft über das Rheinland übernommen hatte, und Triers industrieller Niedergang ist besiegelt, seitdem der Handel mit Frankreich unterbunden wurde. Heinrich weist nach, dass Marx’ Mentor Ludwig von Westphalen die soziale Ungleichheit, die sich in Trier breit gemacht hatte, wahrnahm.5 Marx’ dem Thema der geeigneten Berufswahl gewidmete Deutsch-Abiturarbeit, die triftig mit jenen seiner Schulkollegen verglichen wird, um sich ein Bild des Individuums Marx zu machen, zeugt von einem stark von der Aufklärung beeinflussten Denken. In ihr wird ein Mensch vorgestellt, der frei entscheidet, welcher Tätigkeit er nachgeht, und kein knechtisches Werkzeug ist, sondern in seinem Kreis selbstständig schafft (S. 118-124). Der Aufsatz enthält auch folgenden Gedanken, der von vielen Biographen als „Keim der materialistischen Geschichtsauffassung“6 gelesen wurde: „Aber wir können nicht immer den Stand ergreifen, zu dem wir uns berufen glauben; unsere Verhältnisse in der Gesellschaft haben einigermaßen schon begonnen, ehe wir sie zu bestimmen im Stande sind“.7 Heinrich liest diesen Satz als Reflexion der Erfahrungen des Vaters, der, um seinen Beruf weiterhin ausüben zu können, zum Christentum übertrat, und vermeidet damit eine teleologische Herleitung (S. 120).
Sobald wir Trier verlassen, wird der der Schwerpunkt zunehmend von der Biographie zur bereits im Buchtitel angedeuteten Werkentwicklung verlagert. Heinrich räumt auch mit ein paar Mythen auf, beispielsweise dass Marx Verbindung zu Jenny von Westphalen mit seiner sozialen Stellung oder seiner jüdischen Herkunft zu tun haben könnte; Marx war vielmehr um einige Jahre jünger als seine Angetraute, und diese Konstellation galt im 19. Jahrhundert als wirtschaftlich unsichere Partie. Es gehört auch zur Mythenbildung, dass sich der Student Marx, der aufgrund seines Barts „Mohr“ genannt wurde, lieber duelliert und den Exzessen des Weins hingegeben hätte, als seinen Studien nachzugehen. Dem war aber nicht so. Bis in seine ersten Berliner Jahre hinein betrieb Marx fleißig sein Studium der Jurisprudenz, im Zuge dessen er zunächst mit der konservativen „historischen Schule“ und später mit ihrem Hauptgegner, dem Hegelianer Eduard Gans, in Kontakt geriet, ja er arbeitete sogar an einem eigenen Systematisierungsversuch des Rechts, brach dieses Vorhaben jedoch im Zuge einer Krise ab.
Zudem werden Marx’ dichterische Ambitionen nicht einfach als Grille der Jugend abgetan. Heinrich analysiert die zuweilen schauerromantischen Gedichte und schreibt ihnen durchaus dichterische Qualitäten zu. Die Frage, welcher Grund Marx dazu bewogen haben könnte, sich der Hegel’schen Philosophie zuzuwenden und seinen dichterischen Ambitionen den Rücken zu kehren, sollte also nicht aus der Einsicht in seine mangelnden Fähigkeiten erklärt werden, so argumentiert Heinrich im Gegensatz zu den meisten anderen Biographen,8 sondern daraus, dass er sich mit Hegel beschäftigt und dessen Hauptargument gegen die Romantik auf sein eigenes Schreibprojekt bezogen habe: „Indem Marx seinen eigenen Dichtungen ‚Idealismus‘ vorwirft, die Konfrontation der Wirklichkeit mit einem abstrakten Sollen, wiederholt er einen zentralen Punkt der Kritik, die Hegel gegenüber der romantischen Kunst formuliert hatte.“ (S. 214) Die Frage nach den Gründen für die Neuorientierung von Marx ist bedeutsam, weil sie nicht bloß die „Aufgabe eines frühen Berufswunsches“ darstelle, sondern „die Aufgabe einer bestimmten Auffassung von Wirklichkeit und deren möglicher Kritik“ (S. 214).
Diese Erklärung wirft allerdings Fragen auf: Zunächst wäre da das Problem, dass Heinrich die Kehrtwende seines Protagonisten auf einen einzigen Beweggrund reduziert; dann ist dieser Beweggrund auch noch ein dezidiert rationaler; und schließlich wird Marx unterstellt, er habe Gedichte nur geschrieben, um die Welt um sich herum zu kritisieren und zu verändern, auch wenn er sich dessen nicht bewusst gewesen sei. Wer denkt da nicht an den späteren Satz aus den Thesen über Feuerbach, die Welt müsse nicht interpretiert, sondern verändert werden?
Über Marx’ restliche Berliner Studienzeit sind nicht viele Details bekannt, außer dass er sich dem Hegelianismus anschloss, dem Berliner Doktorclub beitrat, eine enge Freundschaft mit Bruno Bauer pflegte und seine Dissertation schrieb. Heinrich entscheidet sich deshalb, von Marx’ antipreußischem Milieu auf seine intellektuelle Entwicklung zu schließen und fasst dessen Beschäftigung mit der Religionskritik und dem Hegelianismus politisch auf. Dieses letzte Kapitel liest sich zwar flüssig, dennoch sind Zweifel an seiner Komposition angebracht: Streckenweise gleicht es einer Materialsammlung, der der rote Faden fehlt.9 Diese Form des Nebeneinander zieht es nach sich, dass man sich, zuweilen mühevoll, aus all dem dargebotenen Material – aus Marx’ Lebensdaten, aus den Rekonstruktionen von Debatten, an denen Marx direkt oder indirekt teilgenommen hat, sowie aus den Lebensläufen seiner Weggefährten und Widersacher – sein eigenes Bild des Studenten machen muss.
Wie ist dieses Bild komponiert? Aufgrund der Quellenlage haben wir es hier fast nur mit Marx’ Ideen zu tun. Beispielsweise erscheint Heinrichs Beschäftigung mit Marx’ Promotionsschrift über die „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ als ‚verkopfte‘ Form von Mentalitätsgeschichte. Interessant und neu ist zwar Heinrichs Interpretation, dass Marx in seiner Dissertation „die Beziehung der Atome offensichtlich als Metapher für gesellschaftliche Verhältnisse, die auf dem Zusammenhang vereinzelter Individuen beruhen“ (S. 347), versteht. Als solche stehe diese Philosophie laut Marx für die Freiheit des Einzelnen. Vom freiheitsliebenden Abiturienten, der im Kontext eines autoritären Preußen aufwuchs, zum Marx, der das Selbstbewusstsein bei Demokrit und das Clinamen bei Epikur für sich entdeckt,10 ist es jedoch kein weiter Weg. Wenn sich Marx für Epikur interessiert, dann beschäftigt ihn genau jene Philosophie des Atheismus und der Freiheit, die im Elternhaus und in der Schule propagiert wurde.
Im Einklang mit der Mentalitätsgeschichte wird der Ursprung dieses frühen Marx also implizit aus seinem Milieu heraus erklärt, aus seinem Elternhaus, seinem Freundeskreis, seinem schulischen und beruflichen Umfeld, aus der politischen Großwetterlage. Der Marx, der sich herauskristallisiert, ist zwar, im Unterschied zum ideengeschichtlich überzeichneten Genie, ungleich mehr Einflüssen ausgesetzt, trotzdem sind Zweifel daran angebracht, ob Heinrich seinen Anspruch, den Mythos Marx auf menschliche Größe zurechtzustutzen, auch wirklich einlöst: Denn ein Determinismus ersetzt einen anderen, und das Individuum Marx wird einerseits als Produkt seines Milieus, andererseits als Produkt seines Denkens dargestellt. Was unterscheidet Mentalitäten aber dann noch von jenen Ideen der Ideengeschichte, die Heinrich vehement ablehnt? Und wo bleibt Raum für das Clinamen, für das Erratische, Nichtrationale, Nichtlineare, Sprunghafte jeder Biographie?
An dieser Stelle hätte das, was Heinrich kritisch „biographische Belletristik“ (S. 364) nennt, durchaus Vorzüge, vor allem jenen, das Leben des Porträtierten nicht auf dessen Schrifttum reduzieren zu müssen und, allerdings nicht wild, spekulieren und imaginieren zu können. Heinrich aber wendet sich vehement gegen derartige Ansätze, indem er sich ausgerechnet auf eine in den 1980er-Jahren unter Historikern geführte Debatte über die traditionelle (wissenschaftliche) Biographik seit Beginn des 19. Jahrhunderts bezieht. Natürlich operieren derartige Biographien mit ganz bestimmten poetischen Konventionen, die heutzutage nicht mehr gelten, wie „ein in sich abgeschlossenes Selbst“, das durch „Einfühlung und Nacherleben“ (S. 368) mittels des „realistischen Erzählstil[s] des 19. Jahrhunderts“ erfasst werde, wobei der Biograph meistens „die Position eines allwissenden Erzählers“ (S. 369) einnehme und eine stringente Entwicklung und Kohärenz herstelle, die oft bis hin zur Teleologie reiche. Sind wir nicht schon weiter?11
Hayden White, der streitbare amerikanische Historiker, auf den Heinrich im Anhang verweist, versteht die Geschichtsschreibung als „wesentlich poetischen Akt“ (S. 383). Dies trifft auch auf Biographien zu. Wenn wir die literaturwissenschaftliche Frage stellen, mit was für einer Poetik Heinrich operiert, dann liegt der Schluss nahe, dass er sich einer rationalistischen bzw. positivistischen Poetik verschrieben hat. Einerseits verwirft diese Poetik jedwede nicht faktengestützte Aussage und präsentiert stets verschiedene mögliche Konjekturen, sie fühlt sich in ihren Protagonisten nicht ein und sie setzt schließlich kein Entwicklungsmodell voraus, entlang dessen die Biographie der Person erzählt werden würde; auf der anderen Seite geht sie von einem einheitlichen Subjekt „Karl Marx“ aus, das narrativ in einem von der Jetztzeit abgeriegelten Raumzeitgefüge angesiedelt wird, zu dem der Biograph ausschließlich über Quellen Zugang gewinnen kann. Biograph und biographisches Subjekt stehen sich in diesem Schema diametral gegenüber. Das zieht es in diesem Fall nach sich, dass, da die Quellen, auf die zurückgegriffen wird, nicht selten Fachdebatten sind, Marx’ Handeln oftmals auf seine Haltungen und diese wiederum auf sein Denken oder die Gedanken seines Umfelds reduziert wird. Gewiss ist eine derartige Herleitung nicht rundweg unplausibel. Ihre Gefahr besteht aber darin, an Plastizität zu verlieren, einen blutleeren Akteur zu evozieren, eine Chiffre. Heinrich stellt in seiner Biographie den Hintergrund scharf, vor dem sich Marx intellektuell entwickelt hat, diese Leistung zieht es aber im Laufe des Textes zunehmend nach sich, dass das Bild von Marx selbst verschwimmt. Was Heinrich erklärt, ist Marx als Text.
Philippe Roepstorff-Robiano ist Literaturwissenschaftler und arbeitet als Autor und Übersetzer in Berlin. Seine Doktorarbeit schrieb er über die Rolle von Kredit und Schulden in der deutsch-, französisch- und englischsprachigen realistischen Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts.
1 Ausnahmen sind Heinz Monz, der zahlreiche Aufsätze über Marx’ Jugend veröffentlicht hat, sowie Auguste Cornu: Karl Marx und Friedrich Engels. Leben und Werk 1954ff.
2 Siehe Marx an Heinrich Marx, 10./11. November 1837. In: MEGA2 III/1. S. 9-18.
3 Zum Beispiel bei Jürgen Neffe: Marx. Der Unvollendete. München 2017. S. 53-66.
4 Vgl. Siegfried Kracauer: Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit. Frankfurt a. M. 1976. S. 9.
5 Ob Westphalen Marx tatsächlich, wie der mit Marx befreundete russische Historiker und Soziologe Maksim Kovalevskij behauptete, schon früh Henri de Saint-Simon näherbrachte, wird sich wohl nicht entscheiden lassen (siehe S. 103/104).
6 Siehe Franz Mehring: Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle. Vierter Band: Briefe von Ferdinand Lassalle an Karl Marx und Friedrich Engels 1849-1862. Stuttgart 1913. S. 366.
7 Karl Marx: Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes. In: MEGA2 I/1. S. 455.
8 Beispielsweise Franz Mehring: Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle. Vierter Band: Briefe von Ferdinand Lassalle an Karl Marx und Friedrich Engels 1841-1850. Stuttgart 1902, S. 26f. oder Jürgen Neffe: Marx. Der Unvollendete. München 2017. S. 61.
9 Beispielsweise werden hier Marx’ Biographie und jene seiner Weggefährten als (akademische) Lebensläufe präsentiert (siehe zu Marx S. 237-254; zu Arnold Ruge S. 286/287; zu Bruno Bauer S. 309-311; S. 315), während dort die verschiedenen religionskritischen Beiträge von Locke, über Reimarius, Kant, Hegel, David Friedrich Strauß, bis hin zu Arnold Ruge und Heinrich Leo wie in einem Referat zusammengefasst werden (S. 258-293).
10 Zum einen fasse Marx die Repulsion zwischen den Atomen hegelianisch als Ausdruck von Selbstbewusstsein auf, zum anderen versteht er die von Epikur hinzugefügte Deklination (oder das Clinamen), also jene zufällige kleine Abweichung im Fall der Atome, aus der laut der atomistischen Naturphilosophie die Welt entstand, als „Ablehnung des Determinismus“ (S. 345), auf deren Grundlage Freiheit möglich sei.
11 Werfen wir einen kleinen Seitenblick auf ein rezentes Beispiel für jene biographische Belletristik, die Heinrich so geringschätzt, und zwar auf Jürgen Neffes vorletztes Jahr erschienenes Buch Marx. Der Unvollendete. Es stimmt zwar, dass Neffe sich in Marx einfühlt und von Situationen aus einer Perspektive berichtet, die er kaum einnehmen kann, aber er behauptet nie, dass es so gewesen sein muss, sondern stellt immer wieder Hypothesen auf. Zudem erzählt er nicht aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers, sondern gibt von Anfang an zu verstehen, von welcher Zeit aus sein Buch geschrieben ist, und zwar von der Zeit aus, da Marx’ Grab zu einer touristischen Attraktion verkommen ist; immer wieder springt er von Marx’ Vergangenheit zur Gegenwart und signalisiert dem Leser damit, dass er an einem Bild von Marx arbeitet und keinen unmittelbaren Zugang zu diesem hat oder haben kann. Schließlich ist der Marx, den er schildert, voller Widersprüche, er entscheidet sich oft erratisch, und sein Leben wird von tiefen Brüchen erschüttert. Was Heinrich an literarischen Biographien bemängelt, ist also kein grundsätzliches Problem ihrer Form.